Schwerin (dpa/mv). Wegen des kontinuierlich wehenden Windes gelten Kraftwerke auf See als besonders effektive Stromlieferanten. Für einen weiteren Park vor der deutschen Ostsee-Küste gibt es grünes Licht.

Nördlich der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst kann in der Ostsee ein weiterer Windpark errichtet werden. Wie das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern am Montag bekanntgab, erteilte die Behörde die Baugenehmigung für den Windpark Gennaker. In Nachbarschaft von Baltic 1, dem bereits 2011 in Betrieb genommenen ersten kommerziellen Windpark vor der deutschen Ostseeküste, sollen 103 Windräder errichtet werden. Die knapp 200 Meter hohen Anlagen kommen auf eine Gesamtnennleistung von 927 Megawatt (MW), was in etwa der Leistung eines großen Kohle- oder eines mittleren Atomkraftwerkes entspricht. Mit dem Windpark sollen auch zwei baugleiche Umspannplattformen installiert werden, die den Windstrom sammeln und an Land leiten.

Für das Projekt wurde bereits 2019 grünes Licht gegeben. Doch weil modernere Windräder zum Einsatz kommen sollen, musste der Bauantrag erneuert und das Prüfverfahren neu durchlaufen werden. Gegen die nun erteilte Genehmigung kann innerhalb eines Monats Widerspruch eingelegt und beim Oberverwaltungsgericht Greifswald geklagt werden.

Wie zuvor Baltic 1 ist Gennaker in der Region umstritten, weil negative Einflüsse auf den Tourismus befürchtet werden. Bei guter Sicht sind vom Strand in Prerow aus die schon existierenden 21 Windräder von Baltic 1 etwa 16 Kilometer vor der Küste gut zu erkennen. Negative Auswirkungen auf die Buchungsnachfrage für Hotels und den Campingplatz des beliebten Badeortes wurden nicht bekannt.

2019 hatte das Oberverwaltungsgericht in einem Verfahren zum sogenannten Landesraumentwicklungsprogramm Anträge der Gemeinden Zingst, Prerow und Born gegen die Planung des Windparks Gennaker abgewiesen. Er liege mit mehr als zehn Kilometern vor der Küste außerhalb des Gemeindegebietes, so dass die kommunale Planungshoheit nicht verletzt sei. Allein der Umstand, dass die Windräder von den Gemeinden aus zu sehen sein werden, reiche dafür nicht aus, urteilte das Gericht. Weil er große Nachteile für Zug- und Rastvögel durch die gut 100 Gennaker-Windräder befürchtet, hatte der Umweltschutzverband Nabu Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt. Den Angaben zufolge ist darüber noch nicht entschieden.

Vor der deutschen Ostseeküste sind derzeit sechs Windparks in Betrieb. Nach Angaben der Firma Deutsche WindGuard haben sie eine Leistung von zusammen 1400 MW. Branchenangaben zufolge betrug Anfang 2023 die Offshore-Windenergieleistung in der deutschen Ost- und Nordsee zusammen etwa 8500 MW. Den Plänen des Bundes zufolge liegt das Ausbauziel bei 30.000 MW bis 2030.