Frank Reimann vom Tri Team Lüneburg gewinnt die Strecke über 19,1 Kilometer. Der 30 Jahre alte Lehrer startet bereits zum fünften Mal bei der weltberühmten Extremsportveranstaltung.

Lüneburg. Der traditionsreiche Rasen an der Uelzener Straße wurde umfunktioniert zum Laufsteg für alle, die beim 39. Tiergartenlauf am Start waren. Auf den letzten 40 Metern bis zum Ziel standen rechts und links an den Absperrungen, die trichterförmig zur elektronischen Zeitmessung führten, viele Zuschauer und feuerten die Teilnehmer an. "Tolle Zeit Peter", riefen zwei solcher mitfühlender Freunde einem der Läufer mit lebensfrohen Rundungen und gequälten Gesichtszügen zu, der nach 10,5 Kilometer ins Ziel stampfte. Der Läufer lächelte erschöpft zurück. Es war auch der Augenblick, in dem eine Gruppe Schuljungen in das altehrwürdige Stadion einbogen und sich auf dem grünen Laufsteg noch ein mitreißendes Sprintduell lieferten. Die Besucher klatschten und jubelten. Zwei kleine Mädchen hatten ihre schnaufende Mama an die Hand genommen und zerrten sie über die Ziellinie.

Es sind diese heiteren, liebevollen und kämpferischen Szenen, die auch nach 39 Jahren den Tiergartenlauf des MTV Treubund Lüneburg zu einem schönen Erlebnis für die ganze Familie machen. Und bei dem sich auch einer als Sieger fühlen darf, der nach 6,5, 10,5 oder auch 19,1 Kilometer als Letzter das Ziel erreicht.

"Der erste Tiergartenlauf wurde 1971 gestartet", erzählt Wilhelm Stumpenhausen, seit neun Jahren als Chef der Volkslaufsparte auch Chef des Organisationsteams. "Das waren ja noch Zeiten, als kaum einer das Wort Joggen kannte. Damals hat man dazu tatsächlich Laufen gesagt. Und Volksläufer, das waren die etwas Verrückten, die nie genug davon bekamen."

Die Lüneburger zählen zu den Pionieren der Volkslaufbewegung. "Diesmal aber haben wir sämtliche Teilnehmerrekorde gebrochen", freute sich Wilhelm Stumpenhausen, "jedenfalls was die letzten zehn oder 15 Jahre betrifft." Insgesamt hatten sich 1071 Teilnehmer für die Lauf- und Walking-Herausforderungen angemeldet. Im Ziel jedenfalls waren 882 Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer der unterschiedlichen Altersklassen erfasst und nach ihren Leistungen aufgelistet worden. Das mit Abstand größte Teilnehmerfeld mit 329 Aktiven war über 10,5 Kilometer im Einsatz.

Nach genau 38:31 Minuten ließ sich ein glücklich lächelnder Lehrer in Stelle als Sieger feiern. Henno Garbers gehört dem Tri Team Lüneburg an. "Ich hatte bei diesem Lauf einen schnellen Hasen, der mich mitgezogen hat", erzählte der durchtrainierte Ausdauersportler. Er meinte damit seinen Teamkollegen Frank Reimann, der noch eine zweite Runde angehängt hatte und das Rennen über 19,1 Kilometer in 1:12,02 Stunden recht locker gewann. Der 30 Jahre Lehrer der Wilhelm-Raabe-Schule ist als Triathlet längst in eine Liga aufgerückt, die nur erreicht, wer ähnlich hart trainiert wie die Profis in diesem Sport. Viermal bereits hat der Lüneburger Spitzensportler am berühmten Ironman auf Hawaii teilgenommen. Das Flugticket zu seiner fünften Hawaii-Tortour hat er bereits in der Tasche. Seine Bestleistung für die 3,5 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und den abschließenden Marathonlauf liegt unter neun Stunden. Solche Leistungen erreichen in Deutschland keine 100 Triathleten.

Wer also beim Lüneburger Tiergartenlauf als Erster umjubelt werden will, muss fleißig und hart trainieren, selbst schon beim Nachwuchs. Wie Caroline Neckel, die beim Jugendlauf über 800 Meter alle Jungen auf die Plätze verwies. Zurzeit steht die 800-Meter-Spezialistin aus der Leichtathletik-Sparte des MTV Treubund Lüneburg auf Platz fünf der niedersächsischen Rangliste. "Aber Caroline will in diesem Monat noch versuchen, auf Platz zwei vorzurücken", verriet Vater Lutz Neckel, während seine Tochter Glückwünsche entgegennahm.

Über die Strecke von 19,1 Kilometern hatte Regina Krüger von Fitforever Lüneburg in 1;26,52 Stunden als schnellste Frau das Ziel überquert. Beim Jugendlauf über 6,3 Kilometer gewann Tina Schilling vom Handballverein

(HV) Lüneburg) in 33:23 Minuten bei den Mädchen und Joshua Harms (MTV Rottorf) bei den Jungen in 27:25 Minuten.