Hendrik Stahmer ist 23 Jahre und hat als Tennisspieler eine ungewöhnliche Karriere gemacht. Der Blonde aus Neuenfelde gehört zum Tennis-Team der “Universität of Nebraska“ in Lincoln.

Neuenfelde. Mit seinem Sport wiederum finanziert er zum größten Teil sein Studium der Betriebswirtschaft an dieser Universität. Über das amerikanische System der Vergabe von Stipendien an Spitzensportler und umgekehrt die Werbung dieser privaten Universitäten mit den Erfolgen ihrer Sportteams sprach die Harburger Rundschau mit Hendrik Stahmer. In den Semesterferien holte er sich den Titel bei den traditionellen Harburger Tennis-Meisterschaften.

Harburger Rundschau:

Herr Stahmer, im dritten Jahr schon spielen sie Tennis für die Universität in Lincoln. Was genau heißt das?

Hendrik Stahmer:

Die Universität hat unter anderem auch ein Tennis-Team, mit acht Spielern, sechs davon sind Deutsche.

HR:

Wie kommt das?

Stahmer:

Jörg Bartel, unser Co-Trainer, kommt aus Frankfurt.

HR:

Wie kommt ein Junge aus Neuenfelde überhaupt in ein Universitätsteam im US-Bundesstaat Nebraska?

Stahmer:

Ich war als Austausch-Schüler drüben und habe im Team meiner Highschool gespielt. Dort hat mich Jörg Bartel beobachtet und gefragt, ob ich nicht bei ihm spielen wolle.

HR:

Und als hervorragender Tennisspieler dürfen sie in Lincoln kostenlos Betriebswirtschaft studieren?

Stahmer:

Ganz so einfach ist das nicht. Das amerikanische System ist knallhart auf Leistung aufgebaut. In der Praxis heißt das, am Ende einer jeden Tennissaison setzt sich die Führung der Mannschaft zusammen und beurteilt die Leistungen eines jeden einzelnen Spielers. Nach diesen Einsätzen und Spielergebnissen und anderen Leistungen wiederum wird immer wieder neu festgelegt, welche Kosten des Studiums du nicht bezahlen musst.

HR:

Was genau heißt das?

Stahmer:

Allein die Studiengebühren kosten rund 20 000 Dollar pro Jahr. Die werden dir erlassen. Wenn du besser bist, bekommst du noch ein Zimmer auf dem Campus. Das kostet sonst etwa 400 Euro. Ich wohne mit zwei deutschen Teamkollegen in einer WG. Hast du die meisten Spiele gewonnen, darfst du umsonst in der Mensa essen.

HR:

Von wie vielen dieser Studienkosten sind Sie befreit?

Stahmer:

So 50 bis 60 Prozent. Den Rest verdiene ich in den Ferien zu Hause mit Trainerstunden. Ich habe gerade ein Praktikum in einer Reederei gemacht.

HR:

Wie vereinbaren Sie denn ihren Sport mit ihrem Studium?

Stahmer:

Also, häufig müssen wir morgens um 6 Uhr zum Konditions- und Krafttraining antreten. Um acht Uhr beginnen die Vorlesungen. Von ein bis vier Uhr wird wieder Tennis gespielt.

HR:

Wie viele Kämpfe gegen andere Universitäten gibt es?

Stahmer:

25 in jeder Saison. Da Lincoln mit rund 22 000 Studenten zu den 50 größten Unis in den USA gehört, spielen wir sozusagen in einer hohen Liga. Wir spielen in Hawaii und in Miami und sind oft von donnerstags bis sonntags unterwegs.

HR:

Was hat die Universität für einen Vorteil davon?

Stahmer:

Tennis ist hier ein Randsport. Wenn unsere Footballer wichtige Spiele haben, füllen mehr als 80 000 Zuschauer das Stadion, das zur Universität gehört. Der Sport sorgt für einen Zusammenhalt, ein "Wir-Gefühl" unter den Studenten.

HR:

Wenn Sie im August zurück fliegen, wie lange spielen und studieren Sie noch.

Stahmer:

Ein Jahr.

HR:

Kommen Sie nach Deutschland zurück?

Stahmer:

Wahrscheinlich ja. Wissen Sie, Lincoln und Nebraska, das ist wirklich nicht der Mittelpunkt der Welt. Da ist selbst in Neuenfelde etwas mehr los.