“Wenn ich so daran zurück denke, an das Rennen, die erste Dopingkontrolle meines Lebens, an das Siegertreppchen ganz oben, die Nationalhymne ganz allein für uns - ob das aber der glücklichste Augenblick in meinem Leben war?“

Harburg. Paul Weber weiß es nicht. "Ich kann im Nachhinein gar nicht sagen, ob das Glück war, was ich empfunden habe", sagt er, "es war jedenfalls wahnsinnig." Paul Weber, der im August 15 Jahre alt wird, und sein fast zwei Jahre älterer Freund Mirko Plate haben etwas erreicht, wonach sich Millionen junger Sportler sehnen. Die beiden Wildwasserkanuten des WV Süderelbe sind Weltmeister.

Im Zweier-Canadier erkämpften sie sich den höchsten aller Titel auf der Engelbergeraa in der Nähe des Vierwaldstättersees in der Schweiz beim klassischen Rennen über sieben Kilometer. Paul Weber, der Jüngste, erzählt noch einmal, wie die beiden völlig unerfahrenen Neulinge in der internationalen Szene die Sensation geschafft haben. Mirko Plate vorne als Schlagmann und Paul Weber als Steuermann fanden erst vor einem halben Jahr im Canadier zusammen, vorher saßen sie im Einer-Kajak. Als sie zu der Weltmeisterschaft in die Schweiz abfuhren, hatten sie noch kein einziges internationales Rennen bestritten. Aber sie waren unter der unerbittlichen Aufsicht von Trainerin Brigitte Schmidt viele, viele Kilometer auf der Elbe gepaddelt. "Die Elbe", sagt Mirko Plate, "ist der allerbeste Trainingspartner."

Auf dem Wildbach in der Schweiz wurden zuerst in einem besonderen Rennen die Startplätze ausgefahren. Da Mirko und Paul dieses Rennen gewannen, hatten sie den Vorteil und durften als letztes der zehn Boote den Kampf um die Weltmeisterschaft aufnehmen. Ein Funktionär aus dem Führungsteam des Nationalkaders begleitete das Boot mit dem Fahrrad am Ufer und rief nach einem Viertel der Strecke: "Ihr führt mit 13 Sekunden." Paul Weber erzählt, dass Mirko sofort die Schlagzahl erhöhte. Jetzt erst recht hieß das Motto, die beiden Süderelbe-Paddler gingen an ihre Grenzen. "Ich habe gar nicht mehr mitbekommen, was uns der Funktionär als Zwischenzeit zugerufen hat", sagt Paul Weber, "ich habe mich nur auf die Wellen vor uns konzentriert und dass ich mit Mirko mithalten konnte." Bei der nächsten zugerufenen Zwischenzeit führten die beiden mit 22 Sekunden. "Da hat irgendwas in meinem Kopf registriert", sagt Paul, "nur wenn wir kentern, können wir noch verlieren." Von den Freudenschreien, dem Jubel und den Fahnen, die Eltern, Verwandte und Bekannte am Ufer schwenkten, bekamen die beiden kaum etwas mit. Später, bei der Siegerehrung und der Nationalhymne, wurde der Titelgewinn bewusst.

Ob Mirko Plate und Paul Weber auch in der kommenden Saison gemeinsam im Canadier sitzen, entscheidet sich noch. Die beiden Jungs wollen über ihre sportliche Zukunft sprechen - ob sie weiter in einem Boot kämpfen oder ob sie getrennt Erfolge im Einer suchen. Was bleiben wird, ist der gemeinsame WM-Titel.