Beim Geländeritt in Sahrendorf zeigte die Elite ihr Können im Kampf um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft.

Sahrendorf. Aus einem der großen Lautsprecher am Hang war gerade die Stimme von Ansager Peter Wiechmann zu hören: Alexander Werner mit Kunta Kinte hat gerade Hindernis 17 gesprungen. Die beiden sind noch ohne Fehler. Karl Rabeler, als Vorsitzender des Reit- und Fahrsport Auetal auch Gastgeber und Cheforganisator des Vielseitigkeits-Turniers, gesellte sich zu Hartmut Wilke und Peter Loewig. Die beiden standen wieder bereit, um bei eventuellen Stürzen die Hindernisse wieder herzurichten.

"Keine Arbeit für uns", meldete Wilke und bot dem Chef eine Zigarette an. "Wartet nur ab, das wird noch kommen", ahnte Rabeler. Er ist nicht nur seit 15 Jahren Vorsitzender des Vereins, sondern schon aus Familientradition mit der Reiterei verbunden. Auf "Hof Sudermühlen", dem Familienbesitz der Rabelers, war der Verein vor 50 Jahren gegründet worden und sein Vater gehörte zu den Initiatoren.

Jetzt zum Jubiläum, standen alleine für die Zwei-Sterneprüfung im Gelände in Sahrendorf 108 Reiterinnen und Reiter bereit. Zum einen wurden hierbei die Deutschen Mannschafts-Meisterschaften mit entschieden, für die neun Teams aus den einzelnen Landesverbänden in die Heide gekommen waren. Für den Nachwuchs, also die Junioren bis 18 Jahre und die Jungen Reiter (bis 16 Jahre) war das gleichzeitig ein Qualifikations-Turnier für die Europameisterschaften.

Also mächtig was los in dem hügeligen und deshalb auch für die Zuschauer so übersichtlichen Gelände mit den festen Hindernissen. Und Karl Rabeler sollte Recht behalten. Zuerst war es ein Dr. Wolf-Dieter Eckel, dessen Pferd Pennsylvania im Teich strauchelte. Der Reiter stürzte halb ins und dann über die Holzstämme aus dem Wasser. Aber triefend und sein Pferd am Zügel führend, verließ der Reiter das Gelände. Katharina Voelkel, eine jugendliche Reiterin aus Aachen, musste aber mit dem Hubschrauber aus dem Gelände in Sahrendorf abgeholt werden. Sie war mit ihrem Pferd Santino oben am Hindernis 17 gestürzt.

Die Sprungkombination 16 und 17 gilt als die wohl spektakulärste und als eine der schwierigsten auf dem 3230 Meter langen Kurs. Die Reiter kommen Berg ab galoppiert, springen hoch und müssen von oben weit und in die Tiefe springen. Die Pferde müssen ihren Reitern voll vertrauen, weil sie nicht sehen können, wohin sie springen.

Das junge Mädchen war nach dem Sturz zwar ansprechbar, aber man ließ sie mit dem Rettungshubschrauber in die Uni-Klinik nach Hamburg bringen. Sie wurde dort ins künstliche Koma versetzt. "Das hat die Stimmung natürlich sehr gedämpft", berichtete Ludwig Riebesehl, seit mehr als 20 Jahren Schatzmeister des Verein uns Mitglied der Turnierleitung. "Das war auch noch bei unserem traditionellen Mühlenabend auf Hof Sudermühlen zu spüren." Am Sonntagmorgen dann, als bei den Springprüfungen die Entscheidungen fielen, verbreitete sich die befreiende Nachricht: "Die Ärzte haben Katharina Voelkel aus dem Koma herausgeholt."

Die Deutsche Mannschafts-Meisterschaft in der Vielseitigkeit sicherte sich das Team aus Schleswig-Holstein. Die Reiter hatten schon aus dem Gelände einen Vorsprung mitgebracht, den sie beim abschließenden Springen halten konnten. Zweiter wurden das Team Westfalen und Dritter die Vielseitigkeitsreiter des Niedersächsischen Reiterverbandes. Er würdigte die Verdienste von Karl Rabeler für die Vereinsarbeit und seinen Einsatz für die Vielseitigkeit mit der Goldenen Ehrennadel. Die silberne wurde Ludwig Riebesehl überreicht.

Und dann war da ja auch noch die 18-jährige Alexandra Werner aus Garlstorf und ihr Kunta Kinte. Die beiden belegten beim Sichtungsturnier für Junioren am Ende Platz 15 und stehen damit auf der Reserveliste für die Europameisterschaft.