Amazone sitzt seit mehr als 30 Jahren im Sattel, kann im Viereck abschalten und den Alltag und Stress hinter sich lassen.

Brietlingen

Es ist noch früh, an diesem Sonntag auf der Reitanlage in Brietlingen. Das traditionelle Turnier des Reit- und Fahrvereins nimmt neuen Schwung auf. Im und vor dem Festzelt in der Sonne sitzen erste Gäste bei einer Tasse Kaffee oder auch schon bei einem Glas Bier. Vom Springparcours übertönt das Scheppern und Krachen von Stangen alle Gespräche. Der Reiter, der einen Oxer abgeräumt hat, versucht sein widerspenstiges Pferd im Zaum zu halten. Auf der anderen Seite der "Gastronomie-Meile" ist das Turnierreich der Dressurreiter. Dort hatte bereits morgens um sieben Uhr die erste Abteilung der M-Dressur begonnen, auch diesmal die leistungsstärkste Dressur-Prüfung in Brietlingen.

Jetzt, kurz nach elf Uhr, wird die M-Dressur in der zweiten Abteilung fortgesetzt. Gleichzeitig läuft im zweiten Dressur-Viereck eine L-Prüfung. Vom gastgebenden Reit- und Fahrverein konzentriert sich Katrin Uebel mit ihrem Ravenna gerade auf die M-Aufgaben. "Nach links traversieren", ruft ihr eine kraftvolle Frauenstimme zu. Nur ein paar Meter davon entfernt, bei der L-Dressur, führt Anja Merkl ihre Stute Djamila in einen leichten Galopp. Auch sie gehört zu den Dressurreiterinnen aus Brietlingen, von denen im Landkreis und darüber hinaus mit Hochachtung gesprochen wird.

"Unser Turnier vermeldet immer neue Rekordbeteiligungen", hatte Hardy Stiemert, Pressewart des Vereins, mit Stolz verkündet. "Mehr als 1000 Pferde sind bei uns 2200 Mal gestartet, dieser Boom wird von denen getragen, für die der Reitsport Hobby ist. Und das sind in der Dressur vor allem junge Mädchen und Frauen." Anja Merkl, die mit ihrer Stute die L-Dressur gewann, ist beispielhaft für diesen wachsenden Kreis von Menschen, im gemeinsamen Sport mit ihren Vierbeinern Entspannung und Freude finden. "Seit 30 Jahren sitze ich im Sattel", erzählt die medizinische Fachangestellte. "Ich war zehn, da saß ich in Lüneburg das erste Mal auf einem Pferd. Mit 13 hat mir mein Vater Piccolo geschenkt. Sein heimlicher Wunsch dabei war, dass ich mit dem Pferd zum Springen kommen würde. Aber Piccolo wurde sozusagen mein Lehrmeister in der Dressur. Mit ihm bin ich Bezirksmeisterin geworden, war Sechste bei den Landesmeisterschaften und auch platziert in der S-Dressur. Trotz aller Rückschläge, die es in den Jahren gegeben hat, ich bin vom Reit-Virus infiziert." Mit ihrer Stute Djamila, die vor zwei Jahren ein Fohlen bekam, trainiert Anja Merkl inzwischen viermal in der Woche. "Wenn ich von der Arbeit komme und mich in den Sattel schwinge, lasse ich alles hinter mir."

Beim Turnier in Brietlingen hatte Anja Merkl erst das zweite Mal für M-Prüfungen gemeldet, war einmal Vierte und Fünfte geworden. "Zwei L-Dressuren haben wir gewonnen", fügt sie hinzu. "Das ist ein schöner Lohn für die mühevolle Trainingsarbeit."

Tatjana Wegner, ebenfalls aus der Brietlinger Dressur-Garde, war mit ihrem Grandissimo Zweite bei einer M-Prüfung genau wie Gisela Mindt (RC Hagen) mit Double Mint. Siegerin bei beiden M-Dressur-Prüfungen aber war wieder einmal Sarah Vick (Reitverein Lauenburg) mit Deichhof's Romeo. So wie das aufstrebende Talent Sarah Vick im Dressur-Viereck zählt Glenn-Vincent Gerner (Echem-Scharnebeck) im Spring-Parcours zu den jugendlichen Himmelsstürmern. Diesmal forderte der 16-Jährige zum Abschluss und Turnierhöhepunkt beim M-Springen mit Stechen Lokalmatador Bernd Schulz heraus. Der allerdings schnappte sich mit einem furiosen Null-Fehler-Ritt beim Stechen die Siegesschleife. Er hatte mit Grambino in 31,50 Sekunden ein fantastische Zeit vorgelegt. Auch Glenn-Vincent Gerner blieb mit Rebecca ohne Fehler, wurde in 37,47 Sekunden Zweiter.