Vor zehn Jahren wurden die Weichen gestellt. Heute bestimmen Kunstrasen und ein eigenes Vereinsheim das Bild.

Lüneburg

Auf dem weitläufigen Gelände des Sportpark Kreideberg konnten Anhänger des Hockey Club Lüneburg zwei Punktspiele hintereinander verfolgen. Zuerst bezwangen die Damen mit dem Krummstock die Vertreterinnen des Hamburger Sport-Vereins mit 4:0. Danach kämpfte und rackerte die weibliche B-Jugend gegen den Nachwuchs des THC Klipper und unterlag doch mit 0:3. Die Leistungen der beiden Teams standen allerdings im umgekehrten Verhältnis zu den Ergebnissen. "Jeder, der die beiden Spiele miterlebte, hat gesehen, dass unsere Mädchen ein rasantes, schnelles, technisch ausgezeichnetes Hockey spielen", erläuterte Thomas Rochlitz, der Vorsitzende des Lüneburger Hockey Clubs. "Unsere weibliche B-Jugend ist heute schon stärker als unser Damenteam".

Das ist kein Zufall, sondern der Lohn einer konsequenten Neuorientierung und Aufbauarbeit, die bereits vor zehn Jahren eingeleitet wurde. "Damals stand der Hockeysport in Lüneburg am Scheideweg", blickt Thomas Rochlitz auf eine Mitgliederversammlung im Jahre 1999 zurück. "Entweder gehen wir neue Wege oder der Verein wird ausdorren", hieß es damals. Also wurden Eckpfeiler für den langen Marsch in die Zukunft festgelegt. Der Hockey Club musste alle Anstrengungen unternehmen, um einen Kunstrasen zu bekommen. Dazu wurde ein neues Klubhaus gebraucht. Und sportlich musste die Jugendarbeit verbessert werden.

Drei Jahre später war die finanziell schwierigste Hürde genommen. Auf dem Kalkberg wurde 2002 der Kunstrasen eingeweiht. Rund 500 000 Euro hatte die Anlage gekostet. Dann folgte, wovon die Mitglieder noch immer mit unterschwelligem Stolz erzählen. In Eigenarbeit wurde ein Klubhaus gebaut. Rochlitz: "An Material hat uns das rund 50 000 Euro gekostet." 2004 sahen 1800 Zuschauer in Lüneburg das Länderspiel Deutschland gegen Argentinien. Auf dem Kreideberg, wo ein paar Jahre vorher noch Ackerland war.

Um nun auch mit vorbildlicher Jugendarbeit die Zukunft des Clubs und des Hockeysports in Lüneburg abzusichern, wurde mit Dierk Stolte aus Hamburg ein Trainer mit der höchsten, der A-Lizenz verpflichtet. Der einstige Bundesligaspieler von Klipper ist als Profitrainer zumeist an fünf Tagen in der Woche im Einsatz und betreut und trainiert inzwischen fünf Teams. Lüneburgs Sportler mit dem Krummstab sind übrigens in Hamburg organisiert, vor allem auch, weil sie in Niedersachsen viel weiter zu den Punktspielen reisen müssten. Hamburg wiederum hat nicht nur eine große Tradition, sondern auch eine ruhmreiche Gegenwart im deutschen Hockeysport. Wer selbst gegen den Nachwuchs der großen Klubs nicht ständig deprimierende Niederlagen einstecken will, muss professionelle Trainingsarbeit für die Mädchen und Jungen anbieten. Thomas Rochlitz, der übrigens vor vielen Jahren mit dem Hockey-Club Heidelberg in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft kämpfte: "Immer mehr Talente empfehlen sich für das Auswahltraining in Hamburg."

Allerdings wird das Damenteam in der Verbandsliga nie nachhaltig und langfristig von der erfolgreichen Jugendarbeit profitieren. "Etwa 80 Prozent unserer jungen Spieler verlassen Lüneburg wegen des Studiums oder der beruflichen Ausbildung", erläutert der Vereinsvorsitzende. "Durch die neue Anlage haben wir unsere Mitgliederzahl aber in den letzten Jahren fast verdoppelt. Wenn wir die 400 erreicht haben, werde ich mich als Vereinsvorsitzender zurück ziehen", sagte Thomas Rochlitz.