Das Rennen war ein Stelldichein für Jung und Alt. Für die Kinder gab es wieder Urkunden, Medaillen und Süßigkeiten.

Das Schönste am 29. internationalen Wilhelmsburger Insellauf waren die vielen glücklichen Gesichter, vor allem bei den Kindern. Dreimal um die Sportanlage Dratelnstraße mussten die Mädchen und Jungen rennen. Die ersten waren bereits im Ziel, da erinnerte Moderator Karsten Schölermann die Kleineren per Megaphon: "Weiter. Ihr müsst noch mal rum um den Platz". Aber auch für die Letzten standen Eltern und Lehrer bereit, um sie anzufeuern und die Erschöpften in die Arme zu nehmen.

Moderator und Organisator Schölermann informierte über den internen Wettbewerb der Wilhelmsburger Schulen, die versuchten, die zahlenmäßig stärkste Abordnung zu entsenden. Das war leicht zu erkennen, da die Kinder in den jeweiligen Trikots ihrer Schulen rannten.

Bei den Mädchen aber war ein kleiner Laufprofi aus Tostedt angereist und gegen Laurine Stein gab es keine Chance. "Laurine rannte schon als Zweijährige zweimal um den Sportplatz", erzählte die Mama. Beim MTV Tostedt trainiert die Zehnjährige meist viermal pro Woche. "Im Kreis habe ich alle neun Volksläufe gewonnen", sprudelt es aus ihr heraus. Mit dem Papa ist Laurine in der Vorwoche beim Lauf der LG HNF gestartet. "Am Schluss bin ich ihm weggelaufen, nicht das erste Mal, dass ich schneller war." In Wilhelmsburg gewann sie die 1200 Meter in 5:13 Minuten. Eren Ogus (10, Schule Stübenhofer Weg) siegte bei den Jungen in 4:54 Minuten.

Während die Kinder im Zelt Urkunden, Medaillen und Süßigkeiten entgegennahmen, saß auf dem Rasen noch ein zufriedener Sieger. "Jetzt habe ich die Schokolade weggefuttert und trinke mein drittes Bier. Das hat zwar keinen Alkohol, schmeckt aber köstlich", sagte Klaus von Borstel. Der Mann aus Harburg, der manchmal mit seinen drei Brüdern bei Volksläufen am Start ist, hatte den Fünf-Kilometer-Lauf gewonnen. Peter Dietrich aus Neugraben, noch so eine private Laufgeschichte, hatte vor sechs Jahren in Wilhelmsburg den ersten Volkslauf seines Lebens überstanden. Damals war er schon 63 Jahre alt: "In diesem Jahr werde ich 70 und das war mein 153. Volkslauf".

Manuela Sporleder, Hamburger Vizemeisterin im Marathon, gewann die zehn Kilometer in 40:21 Minuten, fast sechs Minuten vor Claudia Jordan vom TSV Buxtehude. "Alle sagen, es sei sehr schön hier auf der Insel zu laufen, aber leider bekomme ich davon nichts mit, ich bin sehbehindert", erzählte Sporleder, die für den 100-Marathon-Club Hamburg startet und mit ihrem Mann, einem Ultralangläufer schon einmal mehr als 100 Kilometer pro Woche trainiert.

Mourad Bekakcha, in Wilhelmsburg Titelverteidiger über 20 Kilometer, fand Zeit zum Schauen und zum Plaudern. Mit Holger Prischmann, dem Wilhelmsburger Fußballtrainer und Polizeibeamten, der per Fahrrad den an der Spitze laufenden Seriensieger begleitete, führte er bei einem Lauftempo von 18 Stundenkilometern locker Gespräche. Am Ende bat Bekakcha den radelnden Polizisten, doch vor ihm auf die Sportanlage einzufahren, "damit die Zuschauer erkennen, dass jetzt der Sieger kommt." Denn der 31-Jährige, der Laufwerk Hamburg auf seinem Trikot trägt, liebt es, wenn ihm die Menschen applaudieren.

Mit 1:07:20 Stunden stellte Bekakcha einen neuen Streckenrekord auf. Schnellste Frau war Gaby Heidemann (MTV Itzehoe) in 1:34:38 Stunden vor Rosalind Tabor (London/1:36:42 std.) und Claudia Möller (1:37:40 std.).