Auf der Jagd sollen Männer den Spuren einer schneeweißen Sau gefolgt sein, deren Borsten mit Salz verklebt waren, das den Reichtum brachte.

Der Legende nach verdankt die Stadt Lüneburg ihre Gründung einem echten Wildschwein. Auf der Jagd sollen zwei Männer den Spuren der schneeweißen Sau gefolgt sein, bis sie das Tier schließlich schlafend am Waldrand entdeckten. Die Schweineborsten waren mit Salz verklebt - auf diese Weise wurde die Lüneburger Salzquelle, im Mittelalter "die Sülte" genannt, angeblich entdeckt.

Noch andere Geschichten ranken sich um die schöne Tausendjährige, die einen großen Teil ihres Aufstiegs Herzog Hermann Billung verdankt. Der sächsische Herzog errichtete im zehnten Jahrhundert eine Burg auf dem Lüneburger Kalkberg - und auf halber Höhe ein Benediktinerkloster dazu. Dass auf diesem Berg die Römer ihrer Mondgöttin Luna geopfert haben sollen, deren Brunnen auf dem Lüneburger Marktplatz steht, ist allerdings vermutlich ein Märchen.

Besiedelt war die Region allerdings schon in der Stein-, Bronze- und Eisenzeit. Im Mittelalter bekam Lüneburgs Solequelle immer größere Bedeutung: Das Salz, das unter harten Arbeitsbedingungen in der Saline gewonnen wurde, war stark gefragt, um Lebensmittel haltbar zu machen. Die Lüneburger belieferten nicht nur ganz Norddeutschland, sondern auch Skandinavien und das östliche Europa mit ihrem "weißen Gold".

Prächtige Kirchen

Auf dem Landweg und mit dem Schiff wurde das wertvolle Handelsgut zu den norddeutschen Häfen gebracht: Insbesondere die im Hansebund mit Lüneburg verbundene Stadt Lübeck profitierte von dem Salzhandel. Vom ehemaligen Reichtum der Salzstadt zeugen heute noch drei große Kirchen: Die St.- Johannis-Kirche auf dem Platz Am Sande wurde um 1400 fertiggestellt und verfügt über ein zehn Meter breites und 18 Meter hohes Mittelschiff. Mindestens genauso sehenswert sind die Schifferkirche St. Nicolai im Wasserviertel und die Michaeliskirche, die vom Kloster am benachbarten Kalkberg übrig geblieben ist.

Der Kirchenbau von St. Johannis ist besonders imposant, die dazugehörige Kirchengemeinde war ausgesprochen wohlhabend: Zu ihren besten Zeiten beschäftigte man sage und schreibe 100 Geistliche. Und die Gottesdienste sahen zu dieser Zeit auch anders aus. Im Kircheninneren fehlten die Kirchenbänke, es war nur ein großer Raum mit mehreren Altären, in dem zeitweilig auch mehrere Gottesdienste gleichzeitig stattfanden.

Häuser vom Einsturz bedroht

Der Reichtum der Stadt war verlockend - so dachte der Bischof von Verden seinerzeit ernsthaft daran, seinen Bischofssitz nach Lüneburg zu verlegen. Sitz des Bischofs wollten die Lüneburger Bürger aber nicht werden. Das selbstbewusste, mit dem Handel reich gewordene Bürgertum war bestrebt, sich zusätzliche Abgaben an die Geistlichen - die sogenannten Prälaten - zu ersparen. Tatsächlich schufen sie stattdessen mit ihrem Geld eine Reihe von Prachtbauten, die heute noch in den Gassen in der Altstadt zu sehen sind. Auch das Rathaus, immerhin eines der ältesten in Deutschland, ist ein sichtbarer Beweis dafür, wie viel Selbstbewusstsein die Lüneburger Kaufleute besaßen.

Für ihren Reichtum zahlten die Lüneburger allerdings bis in die Gegenwart hinein einen hohen Preis: Weil über Jahrhunderte Sole aus den tiefer gelegenen Erdschichten gepumpt wurde, sackte die darüber gelegene Erde immer weiter ab. Noch heute ist im Lüneburger Senkungsgebiet deutlich zu sehen, welche Schäden die Bewegung im Erdreich an der historischen Bausubstanz verursachen. Einige Häuser sind akut vom Einsturz bedroht und Neubauten im Senkungsgebiet sind auch kaum zu realisieren.

Die Altstadt ein Juwel

Als das Salz im Laufe der Jahrhunderte immer billiger wurde, weil andere Lieferanten auf den Markt drängten, ging auch die Blütezeit der Stadt zu Ende. Der Hansebund, dem die Lüneburger über rund 200 Jahre angehört hatten, hörte auf zu existieren. Die Stadt konnte sich ihre Selbstständigkeit nicht erhalten und musste sich ab dem 17. Jahrhundert der Order des Herzogs von Lüneburg und Braunschweig unterwerfen. Im Jahr 1693 baute sich der Herzog am Marktplatz ein Schloss, in dem heute das Landgericht untergebracht ist: Als Handelsplatz war die Stadt zu der Zeit schon nicht mehr von Bedeutung.

Heute ist vor allem der alte Hafen an der Ilmenau eine Touristenattraktion. Der Straßenname "Am Stintmarkt" verrät, was sich vor 400 Jahren hier am Wasser abspielte: Man handelte mit Heringen aus der Elbe und den Stinten, besonders begehrt während der Fastenzeit.

Dass die Stadt heute im Fremdenverkehr wieder Bedeutung hat, ist ihren prachtvollen Backsteinbauten zu verdanken - und der Tatsache, dass die britischen Besatzungskräfte nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Pläne nicht realisierten: Die Briten dachten nämlich daran, die damals maroden Backsteinbauten, deren sanitäre Bedingungen ihnen untragbar erschienen, abzureißen. Zum Glück fehlte dafür damals jedoch das Geld - eine Bürgerinitiative, der Verein Lüneburg Altstadt (ALA), tat später das Seine, um die Gassen und das Wasserviertel in den 80er-Jahren zu sanieren.

Biber in Bleckede

Heute hilft die ideale Lage den Lüneburgern dabei, ihre Gäste für ihre Heimatstadt zu begeistern. Mit dem mittelalterlichen Frauenkloster Lüne, das von Stiftsdamen bewohnt wird, gibt es eine zusätzliche Sehenswürdigkeit gleich vor den Toren der Stadt. Einen Besuch lohnt auch das Fachwerkstädtchen Bleckede an der Elbe. Gegründet wurde es 1209 von Wilhelm, Sohn Heinrich des Löwen. Das Elbschloss Bleckede ist heute Informationszentrum für das Biosphärenreservat Elbtalaue und verfügt über eine interaktive Sammlung zur Flora und Fauna des Elbstromtals, einschließlich einer Biberburg mit zwei Bewohnern. Im frühen 17. Jahrhundert kontrollierte hier Burghauptmann Fritz von dem Berge den Handel auf dem benachbarten Strom. Die Bleckeder haben ihm vor Kurzem ein Denkmal gesetzt. Sehenswert auch die alte Apotheke, für die 1735 die Konzession erteilt worden ist.

Dom im Dorf

Im Süden des Landkreises beginnt in Amelinghausen die Lüneburger Heide. Mit der Kür ihrer eigenen Heidekönigin im August jedes Jahres sorgt man in Amelinghausen für ein prächtiges Fest. Ebenso stolz sind die Bewohner des Ortes Bardowick auf ihre Geschichte - schon die Langobarden wurden hier sesshaft. Karl der Große setzte in Bardowick einen eigenen Bischof ein - der Dom in der Ortsmitte ist noch heute ein Wahrzeichen des Dorfes. In den folgenden Jahrhunderten gewann das Dorf als Anbaugebiet für Obst und Gemüse an Bedeutung. Die Bardowicker Bauern brachten ihre Erzeugnisse über die Ilmenau vor allem nach Hamburg auf die Wochenmärkte. Noch heute feiert man in Bardowick im Herbst den Erntedank als prächtiges Volksfest.

In der nächsten Folge am 15.12.: Landkreis Harburg