25.000 Euro für den Ausbau erneuerbarer Energien hat die Vereinigung “Zukunftsgenossen“ schon zusammen. Anteile kaufen kann jeder.

Lüneburg. Der erste Genosse war die Stadt. Für 5000 Euro hat Lüneburg Anteile an den sogenannten "Zukunftsgenossen" gekauft. Vorgestellt hat sich die Genossenschaft erstmals bei der Umweltmesse im Clamartpark Anfang September, geschäftsfähig ist sie jedoch erst jetzt.

"Wir befinden uns seit einem halben Jahr in der Prüfung", sagte Horst Jäger von den "Zukunftsgenossen" dem Abendblatt. Gemeinsam mit Anikó Hauch und Patrick Köhler bildet er den Vorstand. "Für den 11. Oktober hat uns der Genossenschaftsverband Hannover die Genehmigung angekündigt." Geschäftsfähigkeit hin oder her: Neben der Hansestadt Lüneburg haben schon rund 25 Privatleute Anteile an der Genossenschaft gezeichnet, ein Gespräch mit dem Landkreis steht ebenfalls an.

Denn die Politik in der Region beschäftigt sich derzeit wie berichtet stark mit dem Thema, das die "Zukunftsgenossen" angehen: den Ausbau der erneuerbaren Energien. Regionalwerke stehen auf der Agenda, doch noch ist nichts konkret. Konkret ist die Arbeit der "Zukunftsgenossen".

Die Hansestadt ist daher bereits Mitglied. Oberbürgermeister Ulrich Mägde (SPD) sagte dem Abendblatt: "Die Hansestadt hat 5000 Euro eingezahlt. Wir wollen damit einen Startschuss geben und zeigen, dass wir von dem Projekt überzeugt sind. Wir haben bewusst keine höhere Summe gewählt, weil wir ein Teil der Zukunftsgenossen sein und nicht die Gesellschaft dominieren wollen. Die Zukunftsgenossen sind gerade für die Bürgerinnen und Bürger eine gute Möglichkeit, auch mit kleinen Beträgen die Erzeugung von regenerativer Energie zu unterstützen."

Ziel der Stadt sei, alle Akteure im Bereich Klimaschutz untereinander zu vernetzen. "Neben den Zukunftsgenossen zähle ich zum Beispiel auch die Regenerative Energien Lüneburg (REL), die Klimaschutzleitstelle und die Klimawerker dazu", sagte Mädge. "Regionalwerke könnten diesen Akteuren schließlich übergeordnet werden. Dort sollen Erzeuger, Verbraucher und Netzbetreiber zusammengeführt werden."

Auch der Landkreis ist an einer Zusammenarbeit interessiert. Kreisrätin Monika Scherf sagte: "Wir stehen dem aufgeschlossen gegenüber, das Thema passt in die von uns in Auftrag gegebene Studie ,100 Prozent Erneuerbare-Energien-Landkreis'". Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) überlegt, privat bei den Zukunftsgenossen einzusteigen, wartet jedoch noch auf weitere Informationen.

Genosse werden kann schon jetzt jeder ab einer Einlage von 500 Euro, das sind fünf Anteile, anlegt auf mindestens zwei Jahre. Bereits auf der Umweltmesse haben die "Zukunftsgenossen" 105 Anteile verkauft, insgesamt sind es zurzeit 250, macht eine Summe von 25 000 Euro. Und täglich kommen Anfragen.

Wer sein Geld bei den Lüneburger Genossen anlegt, legt es in erneuerbare Energie an. Ziel der Vereinigung ist es in erster Linie, Anlagen zur Erzeugung zu bauen. Etwa zwei bis drei Prozent Dividende werden die "Zukunftsgenossen" ausschütten können, schätzte Jäger gegenüber dem Abendblatt vorsichtig.

Aber er sagte auch: "Wir sind nicht auf Profit aus und betreiben keine Gewinnmaximierung." Einen Ertrag für die Anleger werde es zwar geben, doch die Einnahmen würden zum großen Anteil in neue Projekte investiert. "Die Genossenschaft ist die demokratischste und sicherste Form, Geld anzulegen. Jeder hat ein Stimmrecht. Wir investieren in konkrete Projekte und erzeugen einen realen Gegenwert. Das schafft regionale Identität, die Anleger können sagen: Auf diesem Dach entsteht mit meinem Geld Strom." Eine hundertprozentige Sicherheit könnten zwar auch die "Zukunftsgenossen" nicht geben, dass kein Geld verloren werde. "Aber eine größtmögliche. Unsere Projekte werden nach dem sechs-Augen-Prinzip genauestens geprüft."

Die drei Mitglieder des Vorstands sowie der fünfköpfige Aufsichtsrat arbeiten ehrenamtlich, bis auf die einmaligen Ausgaben von rund 3000 Euro für Prüfung und Eintragung der Genossenschaft entstünden daher zunächst kaum Kosten.

Ihr erstes Projekt wollen die "Zukunftsgenossen" noch in diesem Jahr realisieren, die Ausschreibung dafür läuft bereits: Auf dem Dach der Spedition "Hiller" entsteht eine Photovoltaikanlage. Die Firma "Holz Herbst" hat laut Jäger bereits zugesagt, das Dach ihrer neuen Halle zur Verfügung zu stellen. Für die Dächer der im Bau befindlichen St.-Ursula-Schule läuft die Bewerbung. Mehr Informationen über die Pläne der Zukunftsgenossen gibt Horst Jäger unter der Telefonnummer: 04131/684 47 92.

www.zukunftsgenossen.de