Günter Grass und Nina Hagen lesen am Wochenende ohne und gegen Atomstrom in Geesthacht

Marschacht. Der Super-GAU von Tschernobyl jährt sich am 26. April zum 25. Mal. Die "Unternehmen gegen Atomkraft" veranstalten daher am kommenden Wochenende ein "Lesen ohne Atomstrom", an dem Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Rockröhre Nina Hagen teilnehmen werden.

Am Sonntag, 10. April, um 11 Uhr liest Günter Grass vor dem Atomkraftwerk Krümmel an der Elbuferstraße in Geesthacht. Immer wieder hat der Schriftsteller sich mit der Atomtechnologie auseinandergesetzt. Eine der daraus entstandenen Geschichten ist die eines Hausbesitzers, der im heimischen Garten einen Atombunker baut. Doch nicht die atomare Katastrophe setzt dem Leben des besorgten Mannes ein Ende. Vielmehr wird er in der ausgehobenen Baugrube verschüttet. Sein Sohn wird Zeuge des tragischen Vorgangs - und wird zum Atomkraftgegner.

In Krümmel trägt Günter Grass nicht nur diese Erzählung aus "Mein Jahrhundert" vor. Er liest auch aus seinem neuesten Werk "Grimms Wörter". Anschließend diskutiert Grass die gesellschaftliche Kontroverse um die Atomkraft mit dem langjährigen Chefredakteur des Deutschlandfunks, Rainer Burchardt.

Bereist am Sonnabend, 9, April, um 19 Uhr tritt Nina Hagen vor dem Atomkraftwerk auf. Sie wird lesen und singen. Provokant, wie es ihre Art ist, aber dabei wie immer authentisch.

Auf 300 Seiten hat sie zuletzt ihre "Bekenntnisse" abgelegt. Passagen daraus wird sie vor dem Meiler Krümmel ebenso vortragen wie aus dem Buch ihres Taufpastors "Kalle" mit dem Titel "Vorboten der Zukunft". Zusammen mit Sabine Brosowski von der "Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch" liest sie überdies aus "Leben und Widerstand im Risikogebiet".

In der Region um den Reaktor erkranken seit langem auffallend viele Kinder an Blutkrebs. Doch Nina Hagen spricht vor dem Atommeiler auch über Hoffnung spendende Projekte: "Basisdemokratisch, selbst organisiert, um von unten den Giganten der Macht und des Geldes die Stirn zu bieten", sagt sie.

Nina Hagen und ihre Mutter Eva Marie Hagen demonstrierten bereits am 12. September 2006 auf dem Deich in Marschacht bei einem Aktionstag der Bürgerinitiative gegen die Kernenergie. Die Rocksängerin forderte damals die Aufklärung der Kinderleukämie von den Krümmel-Betreibern. Die Bürgerinitiative gegen Leukämie lädt überdies ein zu einer Veranstaltung "Gedenken an Tschernobyl", die für Ostermontag, 25. April, um 19.30 Uhr Gemeindesaal in der evangelischen Kirche von Marschacht geplant ist. Es wird ein Dokumentarfilm von den persönlichen Schicksalen der Menschen gezeigt, die unmittelbar von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl betroffen waren.

Erwartet werden Gäste wie der Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz, der Physiker Dr. Sebastian Pflugbeil, der von seinem Aufenthalt im zerstörten Reaktor erzählen wird. Zu Wort kommen werden auch Jutta Francke-Weltmann, die Hilfstransporte nach Gomel begleitet hat, und eine junge Frau aus der Ukraine, die vom Alltag dort berichten wird und wie sie als Kind die Katastrophe erlebte.

Zum 25. Jahrestag der Tschernobylkatastrophe wird es am Dienstagabend, 26. April, eine internationale Kerzenaktion geben. Kerzen sollen dann in Fenstern als mahnendes Zeichen für den Super-GAU vor 25 Jahren und als Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern leuchten. Getragen wird die Aktion auch von der Lüneburger Initiative "Den Kindern von Tschernobyl".

Eine Friedensfahrt von Minsk nach Genf zur Weltgesundheitsorganisation WHO als Demonstration gegen ein Abkommen mit internationalen Atomenergiebehörde macht bei der Rückfahrt am 28. April zudem Station in Lüneburg. Die Friedensfahrer besuchen in Gorleben auch die Atomkraftgegnerin Gräfin Anna von Bernstorff.

Überdies ist am 28. April um 20 Uhr in der Michaeliskirche eine Gedenkveranstaltung mit dem Titel "Tschernobyl - 25 Jahre danach" geplant.