BUND eröffnet Ausstellung über Geologie, Industrie und Natur im ehemaligen Gipsbrennofen

Lüneburg. Einen Millimeter wächst der Lüneburger Kalkberg pro Jahr. Doch seine ursprüngliche Größe wird er vermutlich trotzdem niemals wieder erreichen: Der Gipshut war einmal elfmal so hoch wie jetzt - bis 800 Jahre lang dort Gestein abgebrochen wurde. Über die Geschichte des heutigen Naturschutzgebiets informiert ab sofort eine Ausstellung im ehemaligen Brennofen.

Anderthalb Jahre haben Mitarbeiter und Ehrenamtliche des Umweltschutzbunds BUND, der für die Pflege des Gebiets zuständig ist, mit mehr als 1300 Stunden an dem Projekt Umweltkommunikation gearbeitet. Herausgekommen sind zunächst zahlreiche Informationstafeln, die der BUND im vergangenen Herbst aufgestellt hat - und jetzt zusätzlich die Ausstellung "Achtung Kalkberg - Einen alten Ort neu entdecken" in dem ehemaligen Gipsbrennofen, der von 1819 bis 1877 in Betrieb gewesen ist.

Dass der Kalkberg nicht nur ein wunderbar bewachsener Hügel, sondern auch ein Industriedenkmal ist, wird den meisten Leuten nicht bewusst sein. Auch, dass die Herberge zur Heimat einst eine Kettensträflingsanstalt war, aus der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Insassen im Steinbruch des Kalkbergs schuften mussten. Doch laut Ausstellungs-Kuratorin Sibylle Wickbold wissen viele Lüneburger noch nicht einmal, dass der Kalkberg ein Naturschutzgebiet ist - und zwar eines der ältesten Deutschlands: Seit 1932 steht das Gebiet unter Schutz. Zehn Jahre vorher war der Gipsabbau eingestellt worden.

"Wir möchten den Lüneburgern bewusst machen, auf welchem Schatz sie sitzen", sagte Wickbold bei der Ausstellungseröffnung gestern Vormittag. "Gleichzeitig möchten wir sie für Natur und Umweltschutz sensibilisieren." Um etwas über Geologie, Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte oder Natur des Kalkbergs zu erfahren, müssen die Besucher der Ausstellung selbst aktiv werden - zum Beispiel, indem sie Schubladen aufziehen.

Und nach dem Besuch des Brennofens geht es - mit von Erhard Poßin entworfenen Informationsblättern und Karten versorgt - hinein in das vor der Tür liegende Gebiet, dem eigentlichen Hauptexponat der Ausstellung.

BUND-Vorsitzender Helmut Dammann dankte den Sponsoren für die Unterstützung des 65 000-Euro-Projekts: Bingo-Stiftung, Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA), Landkreis, Hansestadt, Landschaftsverband und Sparkasse. Ein Blick hinter das Gebäude lohnt übrigens auch, berichtete Dammann den Gästen: Wo vor Jahren noch die Erde fast bis ans Dach der Gipse reichte, hat der ALA viele Kubikmeter Erde ausgekoffert. Freigelegt wurden jetzt auch die Lüftungsschächte für die Befeuerung des Brennofens.

Geöffnet ist die Ausstellung "Achtung Kalkberg" im Gipsofen montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 13 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter 04131/68 39 36. Heute ist Eröffnungsfeier um 15 Uhr.