Lüneburger Pilsener gibt es nach zehnjähriger Pause wieder in der Flasche. Rivale Lüpi bietet das jedoch schon seit zwei Jahren.

Lüneburg. "Die Geschichte des Lüneburger Pilseners ist eng mit der Stadtgeschichte verbunden", sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD). Zusammen mit der Brauerei Carlsberg und der Lüneburg Marketing will er den edlen Gerstensaft nach zehn Jahren wieder als Flaschenbier in der Stadt etablieren. Aber inzwischen gibt es noch einen Mitbewerber von der Domkellerei Bardowick: Lüpi heißt der Rivale aus grüner Flasche und wirbt mit dem verheißungsvollen Zusatz "läuft".

Wer das Rennen um die Gunst der Lüneburger Biertrinker gewinnen wird, ist noch nicht entschieden. Für das Comebackjahr der Flasche rechnet Frank Maaßen, Vorstandsvorsitzender der Holsten-Brauerei, die das Lüneburger Pilsener herstellt und auch zum Carlsberg-Konzern gehört, mit bis zu 2000 Hektolitern verkauftem Bier. Die Domkellerei Bardowick hat sich bis zu 1500 Hektoliter zum Ziel gesetzt.

Um den Werdegang der beiden Biere, die sich angeblich nur vom Namen her ähnlich sind, zu verstehen, lohnt ein Blick in die Geschichte. Von 1485 an wird Lüneburger Kronen-Pils in der Kronenbrauerei in der Heiligengeiststraße gebraut. Die Kronenbrauerei wird in den siebziger Jahren von Holsten geschluckt. Ab 1987 wird das Bier unter dem Namen Lüneburger Pilsener in Fass in und Bügelflasche beworben. Es gab den Lüpi-Heidebock auf Plakatwänden und Bierlastern und eine entsprechende Marlboro-Persiflage als Werbespot. Doch weder die Bügelflasche noch der Lüpi-Bock sollen mit dem Flaschenbier wieder auferstehen.

"Wir haben uns gegen die Bügelflasche entschieden. Dazu müssten wir die Produktion umstellen und kämen auf einen astronomischen Verkaufspreis", sagt Frank Maaßen. Auch solle sich die Werbung zunächst auf Plakatwände im Raum Lüneburg beschränken.

Rekordverkäufe erreichte das Pils aus der Heide im Jahr 1992: 88 000 Hektoliter Lüneburger Pilsener wurden getrunken, mehr als die Hälfte aus Flaschen. Doch dann ging es abwärts für die regionale Spezialität. Im Frühjahr 2001 beschloss die Holsten-Brauerei, die Produktion zu sich nach Altona zu holen. Seitdem kommt es aus Hamburg - wird aber noch immer mit Heidewasser hergestellt, das die Altonaer fleißig abpumpen.

Im selben Jahr erlebten die Lüneburger eine zweite böse Überraschung. "Flaschenbier hat keine Chance mehr", verkündete ein Holsten-Sprecher. Die Biertrinker Lüneburgs mussten neben dem neuen Braustandort also auch noch den Abschied von ihrer geliebten Bügelflasche verkraften.

Damit wurde es still um das liebevoll "Lüpi" genannte Lüneburger Pilsener. Bis vor zwei Jahren. Holsten war inzwischen in der Brauerei Carlsberg aus Kopenhagen aufgegangen und hatte beschlossen, sich vom unrentablen Liebhabergeschäft mit dem Pils aus Heidewasser zu trennen. Ein Aufschrei ging durch die Stadt - und war anscheinend bis nach Dänemark zu hören: so wurde die Idee flugs kassiert.

In diesen Irrungen und Wirrungen fand sich auch die Domkellerei Bleckede, die zum Getränkehandel Ahlers in Achim gehört, wieder. "Der Markt war plötzlich in Bewegung", sagt Inhaber Bernhard Henze. Mit einer Werbeagentur überlegte er, welche Möglichkeiten es für eine regionale Marke geben könnte. "Da fiel uns ein, dass wir bereits 2003 die Markenrechte am Namen Lüpi gekauft hatten", sagt Henze. Ein zweites regionales Bier, das Lüpi war geboren.

Seit Anfang dieses Jahres wird es in Braunschweig gebraut und in ganz Norddeutschland verkauft. "Wir hätten aber im Traum nicht daran gedacht, dass Carlsberg das Lüneburger Pilsener wieder auflegt", sagt Henze. Doch genau das tun die Dänen jetzt.

"Durch die Finanzkrise geht der Trend weg von der Globalisierung. Lokale Biere erleben eine Renaissance", sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge. Die Wiedereinführung des Lüneburger Pilseners in Flaschen soll jetzt die Aktion "Licht an!" der Lüneburg Marketing unterstützen. Für jedes verkaufte Lüneburger Pilsener, ob im Glas oder in der Flasche, soll es eine Minute Licht auf der Brücke am alten Kran geben. Damit soll das Sicherheitsgefühl in diesem Bereich erhöht werden.

Die Idee findet der Betreiber des Restaurants "Commodo" in der Oberen Schrangenstraße, Christos Dovas, gut. Dass es allerdings zwei Biere mit ähnlichem Namen gibt nicht. "Wir haben beide im Sortiment. Wenn jetzt ein Gast ein Lüpi bestellt, muss ich ihm erst einmal umständlich erklären was das Echte und was das Falsche ist", sagt er.

Die Frage ist nur: Was ist das echte Lüpi? Immerhin wurden die Original-Hefestämme bei der Übernahme der Kronenbrauerei vernichtet.

Vielleicht wird sich diese Frage heute klären. Im Rahmen der Gastronomie-Fachmesse Internorga in Hamburg werden sich die beiden Hersteller der Regionalbiere an einen Tisch setzen und über das Dilemma mit dem Namen sprechen.

Eines ist indes schon jetzt sicher: Beim diesjährigen 40. Stadtfest wird OB Mädge wieder ein Fass Lüneburger Pilsener aus Hamburg anstechen.