Das Projekt an der Frommestraße wird zurückgestellt. Die Wandrahmbrücke muss saniert oder erneuert werden

Lüneburg. Das geplante Neubauprojekt an der Frommestraße wird innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre aller Voraussicht nach nicht realisiert. Das zeigte sich bei der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung am Montagnachmittag. Vor dem Erteilen einer Baugenehmigung will die Verwaltung zunächst weitere Messergebnisse abwarten. Denn an einzelnen Stellen hatten sich die Senkungen seit vorigem Sommer verdreifacht.

In den nächsten zwei bis drei Jahren rechne sie "nicht mit einem Lückenschluss" auf dem Eckgrundstück zwischen Fromme- und Bastionsstraße, sagte Stadtbaurätin Heike Gundermann auf Nachfrage von Max Kroll (CDU). Er hatte beobachtet, dass die Straße sich in den vergangenen Monaten stark abgesenkt hatte. Den Eindruck bestätigte Gundermann: "Wir verzeichnen eine starke Zunahme dort, wo das Tor steht." In dem Bereich sei das Zwei- bis Dreifache der ursprünglichen Werte gemessen worden, in absoluten Zahlen allerdings immer noch weniger als am Ochtmisser Kirchsteig. In einem Teil des Grundstücks sowie im Clamart-Park seien die Werte stabil, an anderen Stellen wurden gar Steigungen gemessen.

Die Stadt verdichtet auf Empfehlung des Geologen Thorsten Trapp zurzeit ihr Messnetz und installiert zusätzliche Punkte, auch um horizontale Verschiebungen beobachten zu können.

Außerdem führt die Verwaltung zurzeit Begehungen der umliegenden Häuser durch, um sie auf mögliche Schäden durch die verstärkten Senkungen zu prüfen. In dem ersten bereits untersuchten Haus sei bis auf eine kleine nötige Verstärkung alles in Ordnung gewesen, sagte Gundermann, für die anderen mache sie sich daher "keine verstärkten Sorgen".

Über die neuen Werte hat die Stadt den Grundstücksinhaber Jürgen Sallier informiert, mit dem Ergebnis: "Die Überlegungen zu dem gesamten Vorgang wurden zurückgestellt." Die vorliegende Baugrunduntersuchung sei für eine Genehmigung nicht mehr aktuell, im Augenblick heiße es daher: beobachten und nicht bebauen.

Beobachten wird die Verwaltung auch die Brücke im Verlauf der Willy-Brandt-Straße in Höhe der Wandrahmstraße. An der Unterseite haben Mitarbeiter des Fachbereichs Tiefbau Risse entdeckt, die sich vergrößert haben, außerdem ist Beton abgeplatzt. "Es handelt sich um Lüneburgs älteste Spannbetonbrücke", sagte Bereichsleiter Dr. Karl-Heinz Rehbein. Spannstahl dieser Art werde heute nicht mehr verwendet und sei korrosionsgefährdet, er könnte reißen.

30 000 Fahrzeuge überqueren laut Rehbein täglich die Brücke, eine akute Gefährdung bestehe nicht. "Aber wir müssen die Brücke im Auge behalten und ein Konzept für den Tag X entwickeln." Bei einem Neubau rechnet Rehbein mit Kosten von rund sechs Millionen Euro, eventuell komme eine Sanierung in Frage, die Alternative wäre nur ein Neubau. "Wir machen alles, um den Neubau so weit wie möglich hinauszuzögern." Die Brücke werde "nicht plötzlich versagen", sondern ihr "Versagen ankündigen". Aber wann das sein wird, kann nach dem heutigen Bauzustand niemand sagen.