Zum Flößerfest in Lauenburg machten sich zehn Männer in Bleckede auf eine außergewöhnliche Reise auf Baumstämmen über die Elbe

Bleckede. "Das war ein ganz tolles Erlebnis", sagt Karl-Ludwig Hübner über seine erste große Fahrt auf einem Floß. Zusammen mit acht Freunden des gemächlichen Schipperns verbrachte er den Sonnabendnachmittag auf dem Wasser. Knapp drei Stunden dauerte die Fahrt auf der Elbe zwischen Bleckede und Lauenburg. Dort wurden die unerschrockenen "Binnenschiffer" von der Feuerwehr-Kapelle Artlenburg begrüßt.

"Ich hatte keine Angst, unterzugehen", sagt Hübner. "Aber es ist schon sehr ungewohnt, auf den nassen und glitschigen Baumstämmen zu gehen. Man muss auf jeden Schritt aufpassen." Für den Notfall war die Flößertruppe von einem Rettungsboot der DLRG begleitet worden.

Eine weitere Auflage des Wasserschifffahrtsamtes war, dass das Gefährt von einem ausgebildeten Schiffsführer gesteuert werden musste. Diese Aufgabe übernahm Hermann Kröpke. Der Kapitän aus Bleckede kennt den Streckenabschnitt als Lenker der "Kaiser Wilhelm" bestens.

Der Raddampfer hatte das Floß beim Stapellauf in Bleckede zunächst begleitet. Aber das Schiff kann durch seinen Auftrieb gar nicht so langsam fahren wie das Floß. Während der Dampfer ein Tempo von etwa 17 Stundenkilometer schafft, kommt das Floß nur mit 6 km/h voran.

Die etwa 20 Flusskilometer lange Strecke legte die "Kaiser Wilhelm" daher auch etwa eine Stunde schneller zurück. Doch beim Flößen geht es weniger um Geschwindigkeit, als vielmehr um Geschicklichkeit. Mit dem Strom treibt das Gefährt zwar ohne weiteren Antrieb. Aber den Kurs müssen die starken Männer an Bord des Floßes durch Holzstangen mit Eisenspitze, den sogenannten Starken, und langen Balken immer wieder korrigieren.

Wiederum als Auflage zur Sicherheit wurde das Floß meistens von einem Schlepper vorangezogen. Doch das ließ den historischen Hintergrund der Aktion kaum verblassen.

"Über Generationen hinweg wurde in den Waldgebieten an der Elbe die Tradition weitergegeben", erklärt Wilhelm Bischoff. Der Organisator des 23. Deutschen Flößertages in seiner Heimatstadt Lauenburg weiter: "Das Flößen diente früher zum Transport von Holz zu einem Käufer, der es weiterverarbeitete." Das bei der diesjährigen Flößeraktion benutzte Material geht an die Lauenburger Hitzler-Werft.

Um die wertvollen Baumstämme nicht durch Nägel oder Schrauben zu beschädigen, wurden sie traditionell nur mit Tauen verbunden. Damit ein fahrtüchtiges Gefährt entstehen konnte, kümmerten sich erfahrene Experten des Finowfurter Floßvereins um diese wichtige Aufgabe.

Interessierte konnten ihre etwa vier Stunden dauernde Arbeit am Morgen beobachten. Am Fähranleger in Bleckede gab es für die Gäste in einem kleinen Festzelt Erbsensuppe. Für die Fahrgäste der "Kaiser Wilhelm" ging es mit Kaffee und Kuchen weiter. Das leicht verregnete Wetter konnte die Stimmung dabei nicht trüben. Organisator Bischoff: "Wir waren optimistisch und es hat sich gezeigt, dass das richtig war." Der 23. Flößertag mit Besuchern aus ganz Deutschland endete gestern mit einem großen Festumzug.

Auf eine Neuauflage der Veranstaltung zur Brauchtumspflege freut sich jetzt schon Neuflößer Hübner. Er ist zudem gespannt auf seine nächste Floßfahrt. Sie soll ihn und seine Freunde vom Heimatverein Winsen auf der Aller in Richtung Verden führen. Weil diese Wasserstraße weniger stark befahren ist als die Elbe, dürfen sich die Flößer dort ganz auf die traditionelle Art, durch Muskelkraft, fortbewegen. Hübner führt so eine Familientradition fort. Sein Großvater stammt aus einer Schifferfamilie aus Freiburg an der Elbe.