Immer neue Konzepte sollen das umstrittene Zentralgebäude bezahlbar machen

Lüneburg. Ein neues Zentralgebäude, ein Parkhaus und ein Gästehaus möchte man an der Leuphana Universität bauen, dafür wird nach wie vor ein privater Partner in einem europaweiten Ausschreibungsverfahren gesucht. Jetzt legt das Präsidium ein neues Finanzierungskonzept vor.

Rund 60 Millionen Euro, so wurde angenommen, würden insgesamt für die Neubaupläne gebraucht. Ein Privatier sollte eine hohe Summe in das Projekt investieren. Nur ist man bisher anscheinend nicht fündig geworden: Denn Ende Juli stellte Uni-Vizepräsident Holm Keller einen neuen Förderantrag in Hannover, um frisches Geld für das Projekt einzuwerben.

Fünf Millionen Euro wollte man in Lüneburg noch einmal von der EU bekommen, eine Draufgabe zum Innovations-Inkubator, den die EU bereits mit 63 Millionen Euro aus ihrer Kasse ausgestattet hat.

Das zusätzliche Geld wollte Keller laut Antrag, der der LR vorliegt, für "kultur- und medienwissenschaftliche Forschungsflächen" einsetzen: Fernsehstudios sowie Bühnen- und Produktionsflächen im Zentralgebäude. Hochwertig ausgestattet sollten sie sein mit Stirnholzparkett, Sprinkleranlagen und Belichtungstechnik.

Für das Internetfernsehen soll laut Konzept dort geforscht werden, Auftragsforschung für die Wirtschaft soll es geben, und auch die niedersächsische Künstlerförderung könnte dort stattfinden.

Das Konzept sieht außerdem eine Vermietung der Liegenschaft Volgershall an Private noch in diesem Jahr vor - anschließend sollte der Komplex, der erst vor wenigen Jahren mit mehr als 20 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen errichtet wurde, für vier Millionen Euro verkauft werden. Auch die Liegenschaft am Rotenbleicher Weg 67 sollte an den Markt: "Aufgrund des ersten Kaufangebots und den Einschätzungen des Landesliegenschaftsfonds hält die Universitätsleitung einen Verkaufserlös von mindestens 1,5 Millionen Euro für realistisch", heißt es im Antrag.

Der Finanzierungsplan aus dem Juli dieses Jahres sieht außerdem für das Zentralgebäude einen "Raum der Stille" vor, zu dem die katholische und die evangelische Kirche je 200 000 Euro beitragen sollen. 1,3 Millionen Euro aus eigenen Haushaltsmitteln der Leuphana hat Keller in dem Konzept ebenfalls eingeplant, um den von vielen als überdimensioniert und überflüssig eingeschätzten Libeskind-Bau doch noch zu realisieren.

Gegenüber der Rundschau sagte Uni-Sprecher Henning Zühlsdorff gestern: Ein privater Partner solle den Bau zu einem festen Preis errichten und langfristig gegen ein vorab festgelegtes Entgelt betreiben. "Die Universität überträgt also das Risiko auf einen privaten Partner, während die Liegenschaft vollständig im Eigentum der öffentlichen Hand bleibt. Einflüsse auf Nutzungsmöglichkeiten für Stadt und Landkreis gibt es nicht."

Zu den mit Inkubator-Mitteln geplanten Fernsehstudios sagte Zühlsdorff: Die Förderung von Bau- und Forschungsinfrastruktur sei von Beginn an Teil des Innovations-Inkubators gewesen: "Daran hat sich nichts geändert."

Zur Standort-Frage sagte der Sprecher, die Uni plane "mittelfristig", sich auf zwei Standorte zu konzentrieren: den Campus Scharnhorststraße und den Campus Wilschenbrucher Weg. "Zu allen weiteren Standorten führen Universität und Liegenschaftsamt Gespräche mit dem Ziel einer Verwertung im Interesse der öffentlichen Hände." In Volgershall solle das in diesem Jahr erfolgen, für den Rotenbleicher Weg 67 wollte er keinen konkreten Termin bestätigen.

Exakte Angaben über das neue Finanzierungskonzept wollte Zühlsdorff nicht machen. Dies sei erst "nach Abschluss des Verfahrens möglich".