Wo die schönsten Badestellen sind, wo es den feinsten Sand gibt und welche Stellen das Gesundheitsamt prüft

Lüneburg. Nun hat sich der Sommer doch noch eingestellt. Pünktlich zum statistisch wärmsten Monat des Jahres hat die Hitzewelle auch Lüneburg erreicht. Bis zu 34 Grad werden morgen erwartet, am Sonnabend soll es noch wärmer werden. Bei diesen tropischen Temperaturen zieht es Jung und Alt ins kühle Nass.

Neben den bekannten Schwimm- und Waldbädern wagen sich besonders Liebhaber von kleinen Sandstränden über die Grenzen der Stadt hinaus, zu einer der fünf Badestellen im Landkreis - oder springen beherzt in die Ilmenau.

Aber Vorsicht: Anders als die ausgewiesenen Badestellen, wird die Ilmenau nicht auf Keime untersucht. "Die Ilmenau wurde nicht als Badegewässer ausgewiesen. Baden auf eigene Gefahr ist erlaubt, denn nach dem niedersächsischen Wassergesetz gilt dies als Gemeingebrauch", sagt Stadtsprecherin Frauke Noweck.

Allerdings kommt man in der Innenstadt gar nicht an die Ilmenau heran, die Stege der Ruder- und Kanuclubs sind für Badegäste nämlich tabu. "Aus versicherungstechnischen Gründen ist das Baden vom Steg aus nicht erlaubt", sagt Dr. Felix Abraham, 1. Vorsitzender des Ruderclubs Wiking. Besonders während des Ruderbetriebs sei das Baden wegen der Ruderboote gefährlich. Am beliebten Steg des Lüneburger Kanu-Clubs neben Schröder's Garten steht sogar ein Schild, das das Baden verbietet. Wer also in die Ilmenau springen will, muss weiter Richtung Deutsch Evern und Melbeck fahren. An der Loreley, an der Teufelbrücke oder an der Roten Schleuse kurz vor Deutsch Evern darf jeder baden.

Auch am Campingplatz in Melbeck gibt es eine Badestelle. Horst Rathmann betreibt hier sein Restaurant "Das Bootshaus" und freut sich, wenn die Badegäste vorher fragen. Dann ist auch der Eintritt frei, für Kinder gibt es eine Kletterwand und einen Spielplatz. "Wild-Grillen ist verboten, aber wir vermieten unseren Grillplatz", sagt Rathmann. Am Sonntag, 11. Juli, findet hier ab 11 Uhr der Ilmenau-Badetag statt. Besonders für Kinder hat die deutsche Umwelthilfe ein buntes Programm zusammengestellt, außerdem wird das schönste Badekostüm prämiert.

Wem die Ilmenau zu klein ist, der findet im Landkreis Alternativen. Die ausgewiesenen Badestellen werden jeden Monat auf ihre Wasserqualität untersucht. Besonders an der Anzahl der Escherichia Coli Bakterien und der Intestinalen Enterokokken kann man die Qualität des Wassers ablesen.

"Wenn diese Indikatoren für Verunreinigungen sehr hoch sind, ist es wahrscheinlich, dass weitere Krankheitserreger im Wasser sind", sagt Matthias Wilder vom Lüneburger Gesundheitsamt. Die Lüneburger Badegewässer liegen, bis auf eine Ausnahme, im Bereich sehr gut bis gut. Das Wasser im Inselsee war bei der letzten Messung am 31. Mai befriedigend. "Wo das Wasser nicht getestet wird, sollte man vor dem Baden darauf achten, ob das Wasser klar oder trüb und schlickig ist", sagt Wilder. Auch viele Wasservögel seien ein Anzeichen für schlechtes Wasser, denn die schieden weit mehr Coli Bakterien als der Mensch aus.

Der Inselsee bei Scharnebeck ist ein stehendes Gewässer. Grundwasser hat den Baggersee aufgefüllt. Seit 2005 wieder geöffnet, ist er besonders für Eltern mit kleineren Kindern ein beliebter Anlaufpunkt. Dafür hat der Förderverein Inselsee gesorgt: Aus zehn Kipper-Ladungen Sand wurde ein Strand.

Thomas Schön hat mit der fünfjährigen Denise einen Wassergraben gebaut. "Wir kommen lieber hierher, weil es nicht so voll und günstiger ist", sagt er. Eintritt, Parken und Toilettenbenutzung sind kostenlos, an einer der sechs Grillstellen kann jeder sein Essen selbst zubreiten. Ein Beachvolleyballplatz wird gerade errichtet und es gibt einen abgetrennten FKK-Bereich. Am Wochenende passen Rettungsschwimmer der DLRG auf die Badegäste auf.

Unter der Woche ist Imbissbetreiber Nurettin Bicer das Mädchen für alles. Morgens sammelt er den Müll am See auf, dann öffnet er seinen Kiosk teilweise bis spät abends. Die Portion Pommes mit Ketchup kostet hier 2 Euro. Für kleinere Verletzungen hält er seinen Verbandskasten bereit. An Kinder verleiht Bicer kostenlos Gummiboote und -tiere oder Sandförmchen, am Wochenende stellt er ein großes Trampolin auf. "Ein kleiner Spielplatz fehlt noch, aber dafür brauchen wir Spenden", sagt er. An heißen Tagen schwimmen, sonnen und spielen hier bis zu 800 Besucher.

An den Reihersee nach Lüdershausen verirren sich weniger Badegäste. Das Baden an der Neetze kostet für Erwachsene 1,50 Euro und für Kinder einen Euro. Familien aus der näheren Umgebung kommen hierher und holen sich zwischendurch im Imbiss der Familie Lohse-Düfel eine Portion Pommes mit Ketchup für 1,80 Euro. Ab 9 Uhr kann man hier je nach Wetter bis spät abends baden, bevor die Schranke zugemacht wird. Die zahlreichen Parkplätze sind nah am Wasser, auch eigenes Essen kann mitgebracht werden, das Grillen ist erlaubt.

Weiter stromaufwärts, am Barumer See, sitzen junge Männer am kleinen Sandstrand und beobachten die gleichaltrigen Mädchen. Hier gibt es weder einen Kiosk, noch ist das Grillen erlaubt. Die Toiletten des nahen Jugend-Gästehauses, dürfen die Badegäste aber mitbenutzen. Die Neetze fließt hier schnell, kleine Kinder können nur an der Badestelle ins Wasser. Nadja Koblina-Meyer und ihre beiden Kinder Aron, 5, und Franziska, 7, kommen trotzdem eigens aus Bardowick her. "Wir haben in Bardowick zwar ein Naturbad, trotzdem kommen wir seit Jahren her. Es ist hier nicht so laut und wir können Sandburgen bauen", sagt sie. Dann muss sie schnell weg: Denn Aron ruft: "Mama, komm!", aus dem Wasser.