Mediziner beruhigt: Krankheit ist kaum bekannt, aber weitverbreitet und absolut harmlos

Lüneburg. Die Hand-Mund-Fuß-Krankheit? Wer keine Kinder hat, guckt meist recht ungläubig oder amüsiert, wenn von dieser Infektion die Rede ist. Doch auch viele Eltern kennen diese harmlose Kinderkrankheit nicht, sagt der Lüneburger Kinderarzt Thomas Struck: "In den vergangenen Wochen waren hier bei mir in der Praxis viele besorgte Mütter und Väter."

Verursacht wird die Hand-Mund-Fuß-Krankheit (HMF), die auch "Falsche Maul- und Klauenseuche" genannt wird, von Coxsackie- oder Enteroviren. In 70 bis 90 Prozent der Fälle verläuft die Krankheit laut einem Merkblatt des Gesundheitsamts völlig unbemerkt. Treten Symptome auf, so sind dies zuerst (hohes) Fieber und dann ein Ausschlag mit Bläschenbildung an den Händen, Füßen und im Mund. "Die Krankheit ist absolut harmlos, kann aber sehr schmerzhaft sein, wenn im Mund viele Bläschen sind", so Struck. In diesem Falle gebe es Präparate, die auf die Bläschen gestrichen werden können, damit die kleinen Patienten beim Essen nicht so starke Schmerzen haben. Ansonsten gebe es keine Behandlungsmethoden, auch ein Impfschutz ist nicht möglich.

Der Eindruck, dass sich die Hand-Mund-Fuß-Krankheit immer weiter ausbreite, täusche. "Das Virus ist hochansteckend, deswegen kommt es vor allem in Kindergärten immer wieder zu Krankheitswellen. Das war aber schon immer so", sagt Landkreissprecherin Katrin Peters auf Nachfrage beim Gesundheitsamt. Allerdings seien die verursachenden Viren erst vor etwa 15 Jahren entdeckt worden. "Vorher hatten die Kinder einfach Fieber und Bläschen, heute haben sie die Hand-Mund-Fuß-Krankheit".

Ungewöhnlich sei allerdings, dass die Krankheit um diese Jahreszeit auftrete, so Kinderarzt Struck. Seine Vermutung: "Offenbar handelt es sich um einen neuen Sub-Typus." Dafür spreche auch, dass Bläschen nicht nur an Hand, Mund und Fuß, sondern auch an Armen, Beinen und am Popo auftreten. Es gebe zahlreiche verschiedene Unterarten der Coxsackie- oder Enteroviren, die die Symptome der Hand-Mund-Fuß-Krankheit auslösten, so der Arzt weiter. Einige wenige könnten auch Komplikationen wie eine Hirnhaut- oder Herzmuskelentzündung auslösen, die tödlich enden könnten - "in Deutschland sind die aber sehr, sehr selten."

HMF ist weder melde- noch mitteilungspflichtig, und wenn erkrankte Kinder kein Fieber hätten und sich nicht krank fühlten, dürften sie sogar den Kindergarten oder die Schule besuchen. "Da die Viren noch bis zu sechs oder acht Wochen im Stuhl ausgeschieden werden, besteht die Gefahr einer Ansteckung also sowieso noch bis zu zwei Monate", sagt Struck. So lange könnten die Kinder aber schlecht zu Hause behalten werden.

Ohnehin sei eine Erkrankung an HMF nicht nur nicht dramatisch, sondern sie stärke sogar noch das Immunsystem. "Ich führe hier in der Praxis häufig mit Eltern die Impfdiskussion", sagt er. "Sie argumentieren, dass es doch ganz gut sei, wenn die Kinder die eine oder andere Kinderkrankheit durchmachen."