Es wird früher warm und das kostbare Wasser versickert schnell auf den leichten Heideböden. Auch neue Schädlinge drohen.

Dehnsen. Dass es aufgrund des Klimawandels zunächst einmal wärmer wird im Norden, davon geht auch Landwirt Hans-Friedrich Stegen aus Dehnsen (Landkreis Lüneburg) aus. Er bewirtschaftet 120 Hektar Ackerfläche bei Amelinghausen und baut dort Sommer- und Wintergerste, Roggen und Raps an.

Die Frage, ob der Anbau in Zeiten des Klimawandels wie bisher weiterlaufen wird, beschäftigt ihn: "Die Beregnung der Felder setzt bereits jetzt früher ein. Im Frühjahr wird es schnell warm, oft ist es auch zu trocken", sagt er. "Wenn nennenswerte Niederschläge erst zur Ernte kommen, ist es für die Pflanzen zu spät. Die Nässe erschwert dann die Ernte. Die hohen Trocknungskosten und die Mindererträge schlagen voll zu Buche."

Mit 72 Litern Grundwasser pro Quadratmeter Fläche dürfen derzeit pro Jahr die Felder des Hofes Stegen beregnet werden - so hat es die Wasserbehörde des Landkreises Lüneburg festgelegt: "Wenn das Kontingent ausgeschöpft ist, ist Schluss", sagt Landwirt Stegen. Insbesondere der Anbau von Hackfrüchten und Mais braucht viel Wasser: "Das könnte in Zukunft problematisch werden. Auf den leichten Heideböden versickert das Wasser schnell."

Auch bei der Schädlingsbekämpfung bringen die neuen Witterungsverhältnisse andere Anforderungen mit sich: "Da ist beispielsweise der Maiszünzler - das Insekt gab es in unserer Region früher gar nicht. In Lüchow-Dannenberg ist er inzwischen schon angekommen, weil es immer milder wird", sagt Stegen.

Gentechnisch manipulierte Sorten, die resistenter gegen Schädlingsbefall sein sollen, hält Stegen für keine gute Alternative: "Wir wissen doch nicht, was wir damit in der Umwelt langfristig freisetzen. Den Eintrag gentechnisch veränderter Informationen in die Populationen wird man nicht verhindern können. Über die Langzeitfolgen weiß aber niemand Bescheid", sagt Stegen.

Sein persönliches Rezept gegen die Folgen des Klimawandels sieht anders aus: "Wir müssen uns vermehrt um die Bodenqualität kümmern", sagt der Landwirt. "Die Optimierung der Bodenqualität hat nur Vorteile: Die Pflanzen gedeihen besser, Pflanzenkrankheiten gehen zurück. Die Kosten des Anbaus sinken, die Umwelt wird geschont", meint Stegen. Erreichen will er diese Ziele mit punktgenauen Düngemethoden: "Der Einsatz des Spatens ist unerlässlich, um die Bodenqualität zu beurteilen Die Humusbildung des Bodens muss verbessert werden. Weißklee, Weidelgräser, Lupine, Ölrettich und Senf sind gute Humusbilder - Präriegras ist auch in der Diskussion, ich werde das demnächst ausprobieren", sagt Stegen. "Den Humus und das Bodenleben brauche ich als Wasser- und Nährstoffspeicher."

In Südamerika wird auch mit Holzkohle gearbeitet: "Die Indios haben da eine lange Tradition. Das Verfahren ist bei uns in der Versuchsphase, aber es könnte ein interessanter Ersatz für den Torf dabei herauskommen", meint Stegen.

Auch im Rahmen der bisher üblichen Mineralstoffdüngung stellt Stegen seinen Betrieb um: "Über- und Unterversorgung muss man vermeiden. Sofern das Gleichgewicht der Nährstoffe im Boden optimal ist, kann die Pflanze ihr Wachstum effizient steuern. Die Pflanzen sind im Ergebnis widerstandsfähiger gegen Krankheiten.

"Das Potenzial, das in einer punktgenauen Düngung liegt, ist eine wichtige Ressource", sagt Stegen. Eine sorgfältige Bodenanalyse, die regelmäßig wiederholt wird, geht der Düngung voraus: "Das lohnt sich", meint der Landwirt. Der Boden ist vergleichbar mit dem Magen der Pflanze - stimmt die Ernährung, kann die Pflanze optimal gedeihen: "Wir müssen in Zukunft stärker darauf achten, dass diese Verhältnisse stimmen und im Gleichgewicht sind", sagt Hans-Friedrich Stegen.