Da ich sie lange nicht mehr wahrgenommen hatte, war ich erstaunt, ihr wieder zu begegnen: der Weihnachtstüte. Sie war gefüllt mit den feinsten Leckereien, auch einer guten Flasche Wein, und ich dachte mir: Auch die Weihnachtstüte von heute ist nicht mehr das, was sie einmal war.

Meine aus Kindertagen war noch angefüllt mit Apfelsinen, Mandarinen, Nüssen und diesen weißen harten Pfefferkuchenkeksen - und ein großer Schokoladenweihnachtsmann war auch dabei. Heute lockt man mit einer Apfelsine in der Weihnachtstüte keinen mehr hinter dem Ofen hervor. So sind also auch die geschenkte Weihnachtstüte und ihr Inhalt ein Zeichen für den steten Wandel der Zeit. Das ist keine wehmütige Betrachtung, ganz im Gegenteil.

Wenn ich mir zum Beispiel überlege, dass ich als kleines Kind den Weihnachtsmann aus meiner geliebten Weihnachtstüte sofort nach der Weihnachtsfeier der Firma meines Vaters ausgepackt aufgegessen habe, erscheint mir das heute wie ein Wunder: Einen ganzen Weihnachtsmann auf einmal aufessen - die Zeiten sind leider auch vorbei.

Heute hätte mich eher die Flasche Wein auf den Gedanken bringen können, einen Schluck zu nehmen - einen Schluck und nicht die ganze Flasche. Den ganzen Weihnachtsmann, den schnappt sich heute mein Hund, wenn er unbeobachtet allein im Wohnzimmer ist. So wie neulich, als er mit dem Schokoladenteil offensichtlich eine Genussorgie gefeiert hat. Was übrig bleibt, ist das zerknüllte Glanzpapier. Das ist gleich geblieben, das war auch früher so!