Die Sparte ist für Kinder ab drei Jahren im Angebot der Lüneburger Bühne.

Lüneburg. An jedem ersten Sonntag im Monat haben die Kleinsten im Jugendtheater Lüneburg ihre große Stunde - dann bietet Puppenspielerin Gabriele Parnow-Kloth Stücke für ganz junge Zuschauer: "Im Programm haben wir Geschichten für Kinder ab drei bis vier Jahren", sagt sie. "Aber es gibt auch Stücke, die nur für Ältere geeignet sind, wie 'Das Familienalbum'. Da geht es um das wichtige Thema sexueller Missbrauch von Kindern."

Seit dem Start des Lüneburger Jugendtheaters im Spätsommer leitet Gabriele Parnow-Kloth die Sparte Puppenspiel: "Puppen sind ein faszinierendes Ausdrucksmittel. Die Kinder können sich mit ihnen identifizieren oder auf Abstand bleiben, wenn ihnen die Geschichte sehr nahe geht", sagt die Puppenspielerin.

Die Einsatzmöglichkeiten der Puppen und Marionetten sind groß: "Für kleine Kinder muss die Sprache im Stück noch einfach sein. Deshalb arbeiten wir oft mit Bildern - und auch mit Musik, wenn es passt", sagt Parnow-Kloth.

An verwertbaren Stoffen herrscht kein Mangel: "Ich schreibe selbst Stücke über Themen, die mich interessieren. Aber es gibt auch gute Buchvorlagen, die wir umsetzen", sagt Parnow-Kloth. Ursprünglich wollte Gabriele Parnow-Kloth Lehrerin werden und hat in dem Beruf auch gearbeitet: "Aber das Puppenspiel gewann immer mehr Raum in meinem Leben." Puppen fertigte sie schon während ihres Studiums, stellte sie aus und verkaufte sie. Dann kam eine Ausbildung zur Puppenführerin: "Nachdem ich meine Kollegin Dörte Kiehn kennen gelernt hatte, haben wir 1998 das Tandera-Theater in Hamburg gegründet."

Den Lehrerjob gab Gabriele Parnow-Kloth auf, stattdessen ging sie mit den Puppen und ihren Geschichten auf Tournee. Erfahrungen machte sie auch im Osten der Republik: "In den neuen Bundesländern hat das Puppenspiel als Medium für Kinder eine stärkere Tradition als bei uns. Wir kooperieren immer noch mit dem Staatsschauspiel in Schwerin. Als wir in den neunziger Jahren mit dem Tandera-Theater begannen, gab es hier im Norden noch nicht viele Angebote an die ganz jungen Zuschauer."

Mit ihren Puppen ist Gabriele Parnow-Kloth inzwischen viel unterwegs: "Wir spielen in Niedersachsen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch an Schulen und Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen." Im Tandera-Theater steht Parnow-Kloth noch immer mit ihrer Kollegin Dörte Kiehn auf der Bühne: "Wir machen dort Vieles allein, aber unterhalten auch Netzwerke zu anderen Theatern. Natürlich gibt es Gastauftritte von Kollegen, zum Beispiel von Musikern. Aber im Grunde sind wir zwei Frauen, die mit einem alten VW-Bus durch die Lande touren."

Und das mit Erfolg: Vergangenen Sommer bekam Tandera den Kulturpreis der Stadt Melle. Gerade wurden die beiden Puppenspielerinnen zum norddeutschen Puppenfestival in Hannover eingeladen, das im Februar 2010 unter dem Motto "Hart am Wind" steht und die besten Puppenstücke aus dem Norden präsentiert.

Ihre wichtigsten Kollegen, die Puppen, fertigt Gabriele Parnow-Kloth allein an - ebenso, wie sie sich um die Auswahl von Stücken für die neue Sparte am Jugendtheater in Lüneburg selbst kümmert.

An das Theater Lüneburg kam sie durch Eigeninitiative: "Als ich davon hörte, dass ein Jugendtheater in Planung ist, habe ich mich bei der Stadt gemeldet", sagt Parnow-Kloth. Dort war sie keine Unbekannte: 13 Jahre lang organisierte die Puppenspielerin zuvor Puppen- und Marionettenspielsonntage im Museum für das Fürstentum Lüneburg: "Aber die räumlichen Möglichkeiten waren dort begrenzt. Als das neue Jugendtheater aufgebaut wurde, war die Gelegenheit für einen Neustart der Sparte günstig. Der Intendant, Herr Aust, war gleich bereit, mein Angebot in den Spielplan aufzunehmen", sagt Parnow-Kloth. Rund 140 Plätze kann sie den jüngsten Zuschauer jetzt einmal im Monat anbieten. Für Schulen und Kindergärten gibt es Sondervorstellungen: "Die Nachfrage ist bisher sehr gut. Wir waren in dieser Saison fast immer ausverkauft. Offensichtlich sind uns die Besucher aus dem Museum bislang treu geblieben."