Abgeordnete wollen sich ein eigenes Bild zur Forderung der Initiative “Besserer Bildungsrahmen“ nach einer Verkleinerung der Gruppen machen.

Lüneburg. Unbedingt nachhaken will Agathe Bruns von der Initiative "Besserer Bildungsrahmen". Deshalb lädt sie all jene Politiker aus Stadt und Land zu einem Resümee ein, die einen Tag in einer Kita hospitiert haben. Dabei waren unter anderem Bernd Althusmann, Staatssekretär im Kultusministerium und Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Lüneburg, die Landtagsabgeordneten Andrea Schröder-Ehlers (SPD) und Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Hiltrud Lotze (SPD).

"Wir sind gespannt, ob und was sich in der Ansicht der Politiker geändert hat." Bruns ist die frühkindliche Bildung ein besonderes Anliegen. "Es wird viel über Bildung geredet, doch immer weniger der Fokus auf die Elementarbildung gerichtet", beklagt sie: "Studenten gehen auf die Barrikade, Schüler und Eltern demonstrieren - doch Erzieherinnen und die Kinder bis zum Eintritt in die Grundschule, haben keine Lobby."

Einblick in ihren Kita-Tag geben der Rundschau vorab Hiltrud Lotze und Andrea Schröder-Ehlers. Lotze verbrachte eine Schicht in der Kindertagesstätte Bardowick, Schröder-Ehlers hospitierte in Reppenstedt. Respekt vor dem breiten Spektrum an Fähigkeiten der Erzieherinnen bekennt Hiltrud Lotze. In Erinnerung ist ihr der hohe Lärmpegel geblieben, der dauerhaft die Arbeit belastet. Geschafft nach einer Schicht im Kindergarten war auch die SPD-Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers: "Es ist anstrengend, und ich kann die Erzieherinnen verstehen, die einen anderen Betreuungsschlüssel fordern."

Bisher betreuen zwei Erzieherinnen Kita-Gruppen mit 25 Kindern. Agathe Bruns weiß aus eigener Erfahrung als Leiterin einer Kindertagesstätte, dass es nicht möglich ist, in dieser Konstellation den Kindern gerecht zu werden. "Deshalb fordern die Initiative eine Reduzierung der Gruppen auf 18 Kinder".

Überzeugt zeigen sich Grüne und SPD: "Für den Bereich der Drei- bis Sechsjährigen nähern wir uns in einem ersten Schritt den EU-Empfehlungen, dort fordern wir einen Betreuungsschlüssel von eins zu zehn", so Staudte.

Erheblich sind die Anforderungen an die Erzieherinnen allemal. Sie sollen jedes Kind mit seinen individuell sehr unterschiedlichen Bedürfnissen im Auge behalten. Im städtischen Umfeld müssen sie zudem Gruppen mit einem hohem Anteil von Migrantenkindern leiten. Sie sollen stärker mit den Grundschulen zusammenarbeiten. Und sie sollen Elternarbeit leisten, insbesondere diejenigen Eltern unterstützen, deren Erziehungsfähigkeit eingeschränkt ist.

Geändert hat sich am Betreuungsschlüssel bis heute nichts. Die Anträge der Opposition verpufften wirkungslos. "Die Landesregierung vernachlässigt den Bereich frühkindliche Bildung in nicht mehr zu verantwortender Weise", heißt es in einer Mitteilung der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag. In ihrer Koalitionsvereinbarung hätten die Regierungsfraktionen zwar vereinbart, die Kindergartenjahre in Niedersachsen gebührenfrei zu stellen, seien von dieser Vereinbarung aber bereits im Juni dieses Jahres abgerückt. Sowohl die Kinder als auch die Fachkräfte in den Kindertagesstätten hätten einen Anspruch auf Verbesserung der bestehenden desolaten Situation im Elementarbereich.

Zahlen aus einem Entschließungsantrag der SPD-Fraktion zur Frühkindlichen Förderung belegen: Niedersachsen investiert im Bundesvergleich mit 1089 Euro pro Kind am wenigsten Geld für die Kinder unter zehn Jahren. Dies sei einem Ländervergleich der Bertelsmann-Stiftung zu entnehmen. Spitzenreiter Sachsen sind die unter Zehnjährigen 2404 Euro wert gefolgt von Hamburg mit 2372 Euro und Brandenburg mit 2326 Euro.