Nach langwieriger Beratung im Sozialausschuss haben die Fraktionen im niedersächsischen Landtag die Anhörung zur Kinderkrebsstudie des Mainzer Kinderkrebsregisters gestern abgeschlossen. Das berichtet die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte aus Scharnebeck.

Lüneburg. Die Grünen hatten die Anhörung im Sozialausschuss beantragt und fordern unter anderem, Atomkraftwerke einer Sonderprüfung zu unterziehen und eine Beweislastumkehr vorzunehmen. Ebenso sollen nach Ansicht der Grünen die strahlenbiologischen Grenzwerte überarbeitet werden. Staudte: "Wir brauchen spezifische Grenzwerte für Kinder - schließlich haben Kleinkinder im Fünf-Kilometer-Radius um deutsche Atomkraftwerke laut epidemiologischer Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken, kurz KIKK-Studie, eine 120-prozentige Steigerung des Leukämie-Risikos." Sie zeigt sich ernüchtert über die Reaktionen von CDU und FDP im Ausschuss. "Ich gehe davon aus, dass unsere Forderungen im Plenum abgelehnt werden - es gab in den Debatten mit den angehörten Experten keinerlei Anzeichen für ein Entgegenkommen", so Staudte.

Sie versichert, dass das Leukämiecluster in der Elbmarsch trotzdem weiter ein Thema bleibe. "Dazu befindet sich noch ein weiterer Antrag in der Beratung. Außerdem will der Ausschuss sich mit der Tritiumbelastung durch Atomkraftwerke befassen", erklärt Staudte.

Unterdessen berichtet die Lüneburger SPD-Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers im Nachgang des sogenannten Energiedialogs, zu dem der Versorger Vattenfall eingeladen hatte, dass der Konzern von einer Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Krümmel von wenigstens 30 Jahren ausgehe. "Außerdem plant Vattenfall, Krümmel im zweiten Quartal 2010 wieder in Betrieb zu nehmen", so Schröder-Ehlers weiter. Der Konzern investiere gegenwärtig Millionenbeträge in neue Transformatoren, von rund 16 Millionen Euro sei die Rede, sagt sie. "Das macht man nur, wenn man fest von einer Zukunft für Krümmel ausgeht."

Schröder-Ehlers, Mitglied des SPD-Landesvorstandes, fordert von der niedersächsischen CDU eine eindeutige und endgültige Absage an eine Wiederinbetriebnahme des Pannenreaktors: "Den Lippenbekenntnissen aus Reihen der CDU müssen nun Taten folgen."

Sie sehe vor allem Ministerpräsident Christian Wulff und Parteichef David McAllister in der Bringschuld und erinnert an die Forderung des Ministerpräsidenten, Krümmel müsse abgeschaltet bleiben.

Das Kalkül von CDU und FDP bestehe laut Schröder-Ehlers darin, bis zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2010 das heiße Eisen Atompolitik nicht anzufassen. Aber die Menschen bräuchten jetzt Sicherheit - keine Wiederinbetriebnahme und keine Laufzeitverlängerungen für Krümmel.

In einer Kleinen Anfrage im Landtag wolle Schröder-Ehlers von der Landesregierung wissen, welche "Ermutigung" den Betreiber dazu veranlasst habe, mehrere Millionen zur Wiederinbetriebnahme zu investieren und welche Maßnahmen unternommen würden, um sicherzustellen, dass Krümmel nicht wieder ans Netz gehe.