Seit neun Jahren führen drei Schauspieler ihre Stücke bei freiem Eintritt im Rathaus auf. Ein Geschenk an die Stadt.

Lüneburg. Weihnachten fällt in diesem Jahr aus. Schuld daran ist der Teufel, der dem Weihnachtsmann den Bart gestohlen hat. Doch der Schurke hat seine Rechnung ohne das kleine Mädchen alias Kerstin Kessel gemacht. Die Schauspielerin schlüpft in die Rolle der tapferen Heldin und muss in die Hölle, um den Bart zurück zu holen.

"Als dem Weihnachtsmann der Bart gestohlen wurde" heißt das Weihnachtsmärchen aus der Feder von Burkard Schmeer. Gemeinsam mit Mirko Hüsing führen Schmeer und Kessel das Stück im Huldigungssaal des Rathauses auf.

Premiere ist am 11. Dezember - und bis dahin heißt es für das Trio: proben, proben, proben. "Wir versuchen, alles zu perfektionieren, denn es ist wirklich viel, was in den 30 Minuten passiert", sagt Burkhard Schmeer. Da muss jeder Schritt sitzen. Und schließlich kommen allen drei beim Spiel auch immer wieder neue Ideen. Zum Beispiel wird da ein "Wärts" erfunden oder ein "Rennspenst". Mirko Hüsing erklärt: "Es gibt Vor- und Rückwärtse, die eben entsprechend sprechen und sich bewegen. Und Rennspenster erschrecken einen eben noch viiiiel schneller als Gehspenster."

Es sind diese kleinen Details, die den Stücken ihren liebenswerten Charme verleihen. Damit begeistern die Schauspieler Kinder wie Erwachsene gleichermaßen. Und so ist es auch gedacht, betont Kerstin Kessel: "Es ist ein Familienmärchen. Auch Gäste ohne Kinder sind uns herzlich willkommen."

Zum neunten Mal starten die drei Schauspieler gemeinsam mit der Lüneburg Marketing GmbH die Aktion. Und die Nachfrage steigt von Mal zu Mal. "Im ersten Jahr hatten wir kaum Publikum", erinnert sich Burkhard Schmeer. Doch das ist heute ganz anders: Rappelvoll ist der historische Saal, wenn das Schauspielertrio in die Rollen von Teufel, Weihnachtsmann, kleinem Mädchen und kleinem Monster schlüpft. Bezeugen kann das jeder, der in den vergangenen Jahren versucht hat, einen Platz im übervollen Rathaus zu ergattern.

Dass sie für die Vorführung rein gar nichts zahlen sollen, erstaune manche Gäste, erklärt Schmeer: "Wir haben schon Zuschauer erlebt, die am Ende mit Scheinen hinter die Bühne gekommen sind." Deshalb gibt es jetzt eine Spendenbox, in die jeder einen freiwilligen Obolus werfen kann. Die Schauspieler freut's, denn sie stecken nicht nur viel Herzblut in die Aufführung, sondern auch Zeit und Geld. Zum Beispiel für die Requisiten. Viele sind selbstgemacht, sind Mitbringsel aus dem Urlaub oder Scherzartikelläden. "In der Faschingszeit decken wir uns mit allerlei Kram ein", sagt Kerstin Kessel. Laufende Hände, eine übergroße Fliegerbrille und die leuchtend rote Kopfbedeckung, ein Mix aus Narrenkappe und Weihnachtsmannmütze, liegen wie stumme Zeugen auf der Anrichte hinter ihr.

Obwohl die drei Schauspieler den Löwenanteil der Arbeit leisten, werten sie das Weihnachtsmärchen "als Geschenk der Stadt an ihre Bürger". Für sie sei es schon etwas Besonderes, im Huldigungssaal zu spielen, sagt Kerstin Kessel. Und unisono erklären alle drei: "Wir machen es, weil es uns Spaß macht und weil Weihnachten ist. "

Das Märchen "Als dem Weihnachtsmann der Bart gestohlen wurde" ist zu sehen am dritten und vierten Adventswochenende, freitags um 16 Uhr und Sonnabends und Sonntags jeweils um 15 und um 16 Uhr.