Die Berliner Journalistin Jutta Vogt liefert just zum runden Jahrestag des Mauerfalls eine ironisch-witzige Betrachtung deutsch-deutscher Geschichte.

Ja, noch ein Erinnerungsbuch, aber ein kluges, das trotzdem unterhaltsam ist. Unter dem Titel "Westbesuch", schon das Wort allein weckt Erinnerungen und Assoziationen, summiert die Autorin Beobachtungen von Besuchern und Besuchten, von Gastgebern und Gästen.

Auch heute, findet Jutta Vogt, benehmen sich Menschen aus dem Osten häufig, als wären sie zu Gast, während Westdeutsche oft den spendablen Gastgeber spielen. Der Grenzübertritt und die damit verbundenen Kontrollen kommen ebenso zur Sprache wie prominente und unbekannte Grenzgänger. Auch der Inhalt konfiszierter Koffer wird geschildert, verrät etwas über seine Besitzer. Zur Standardausrüstung von Westbesuchern gehörte Luxseife und Jacobs Kaffee. Manchmal auch Pornohefte.

Die Autorin, die selbst in der DDR aufgewachsen ist, enthält den Lesern persönliche Erlebnisse nicht vor, sondern beschreibt in einer Episode des Buches kurzweilig, wie sie als junges Mädchen Paris besucht.

Jutta Vogt: Westbesuch, Aufbau Verlag, 228 Seiten, gebundene Ausgabe, ISBN 978-3-351-02675-2, 16,95 Euro.