Mehrmals in der Woche ereignet sich ein spektakuläres, jedoch für externe Beobachter schwer nachvollziehbares Gerangel auf dem Campus. Es geschieht meist im Morgengrauen und oft auf dem Drahtesel. Je näher sich die Zeit dem Beginn eines Gym-Kurses nähert, desto mehr Opfer bleiben auf der Strecke!

Hier regiert das knallharte Natur-Prinzip "survival of the fittest!" Die moderne Erscheinung der Ellenbogenmentalität ist nirgends so gut zu beobachten wie hier! Eine verschlafene, doch sporthungrige Studentin neben der anderen, auf dem Fahrrad, Hintern raus, Rücken windschnittig tief über den Lenker gebeugt, Ellenbogen raus, die anderen Rasenden stets im Blick. Die Rede ist von einer eigentlich simplen Angelegenheit: dem morgendlichen Weg zum Uni-Sport.

All diese feindlichen Vibrationen gehen auf das Prinzip der Kursbelegung von Joga, Pilates, Sixpack-Power und Co. zurück: Exakt 15 Minuten vor Kursbeginn - keine Abweichungen - werden die Gym-Karten aller bis dahin Anwesenden angenommen. Da entstehen mitunter Situationen, in denen 40 Bewegungsgierige nach 30 Plätzen zur Vitalität lechzen.

Dort stehen wir also, im Schweiße unseres Angesichts und unserer Achseln (wegen des Radrennens). Erfüllt von Panik, umsonst um 7.30 Uhr aufgestanden zu sein. Weil: "Es tut uns leid, für den Rest sind leider keine Plätze mehr." Biberkacke! Mistdreck! Wieder zu langsam.

Doch ein Gutes hat das Prinzip: auch die Draußenbleiber können von sich behaupten, sie hätten heute schon Sport gemacht! Und haben sich für das nächste Mal in Sachen Fitness evolutioniert! Oder etwas gelernt: Einfach mal fünf Minuten früher aufstehen.

Lisa Kohnke studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.