Amüsanter Appell zum Widerstand gegen Akademiker-Ausbeutung. Seit Donnerstag gibt es “Résiste“ in den Kinos. Dieser Streifen hat das Zeug zum Studentenkultfilm.

Lüneburg. Till (gespielt von Hannes Wegener) hat es satt, das Berufsleben in der Warteschleife. Nach der Uni arbeitet er als Praktikant, so wie viele seiner Generation. Doch der Niedriglohnjob wird für den Hochqualifizierten zum Dauerzustand, so wie für viele seiner Generation. Aus Rache gründet er eine Firma, die Leidensgenossen auf die Sprünge hilft, um es auch auf die nächsthöhere Stufe der Karriereleiter zu schaffen.

Das erfolgreiche Geschäftsmodell ist zum Scheitern verurteilt, als sich Tills verflossene Liebe Sydelia (Katharina Wackernagel) einmischt. Die kämpferische Französin will "Umsturz statt Umsatz". Am Ende zeigt sich zwar, dass sich die beiden scheinbaren Gegensätze ähnlich gut ergänzen wie die zwei sich neckenden Protagonisten.

Doch vor dem Happy End zwischen dem Yuppie und der linksalternativen Revoluzzerin erlebt der Zuschauer den Aufbruch einer Jugend frei nach dem Motto "Praktikanten aller Länder, Vereinigt Euch!"

Ähnlich angestaubt wie diese Klassenkämpfer-Parole wirkt das politische Engagement von Sydelias Eltern Helmut und Maria. Gespielt werden die Alt-68er sehr überzeugend vom Geschwisterpaar Christof und Sabine Wackernagel.

Ihre Tochter beziehungsweise Nichte Katharina spielt ebenso gekonnt das Enfant terrible aus Paris. Ein weiteres bekanntes Gesicht in dem Streifen ist Devid Striesow, bekannt als SS-Mann im Oscar-prämierten Film "Die Fälscher". Auch in Résiste mimt er den Bösen.

Am schauspielerischen Talent der Hauptdarsteller gibt es absolut nichts auszusetzen. Das sahen die Organisatoren des Filmfest Hamburg ähnlich. Die 95-minütige Komödie lief gleich zwei Mal bei dem Festival und war für den Nachwuchspreis "First Steps" nominiert.

Die Gags und Klischees im Drehbuchs des gerade erst 27 Jahre alten Regisseurs Jonas Grosch sind trotz allem allerdings teilweise so altbacken wie das Interieur in Helmuts und Marias Museumskneipe. Als Komödie darf der Film aus dem Münchener Verleih Movienet allerdings auch schon mal weit ins Comichafte abdriften.

Und wenn Christof Wackernagel seine eigene Geschichte als RAF-Sympathisant persifliert, dann ist das für alle politisch interessierten Kinofreunde trotz einiger Längen sehr unterhaltsam. Genau deshalb, und vielleicht auch wegen des süßen Romanzenstrangs der Geschichte, könnte Résiste zum Kultfilm in vielen deutschen Studenten-WGs werden.

Das Hauptthema Akademiker-Ausbeutung ist schließlich noch immer hochaktuell. "Sogar während des Schreibprozesses habe ich zufällig mehrere Leute getroffen, die mir unaufhörlich kopfschüttelnd lachend die abstrusesten Geschichten über ihre Erfahrungen mit ihrem Praktikum erzählt haben", berichtet Jonas Grosch. "Es ist also ein Thema, das interessiert."

Ob der Film auch im Lüneburger Cinestar-Kino zu sehen sein wird, stellt sich nach Angaben der Betreibergesellschaft erst Anfang nächster Woche heraus. Auf die Leinwände im Scala-Programmkino kommt er voraussichtlich erst im nächsten Jahr.

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