Intendant Hajo Fouquet und Chefdramaturg Friedrich von Mansberg sehen trotz Finanznot der öffentlichen Haushalte ermutigende Perspektiven.

Lüneburger Rundschau:

Herr Fouquet, Ihr Wechsel nach Lüneburg wird von einer wirtschaftlich schwierigen Situation überschattet. Das Haus ist seit Jahren unterfinanziert.

Hajo Fouquet:

Natürlich wünschen wir uns eine bessere Finanzausstattung. Wir bieten kulturelle Grundnahrungsmittel, dafür brauchen wir einen soliden Etat.

Rundschau:

Dennoch waren die Etatverhandlungen mit Hannover in der Vergangenheit oft zäh.

Fouquet:

Ich glaube, niemand bezweifelt, dass wir gute Arbeit leisten. Wir sind kein kommerzielles Unternehmen. Im Gegenzug zu den öffentlichen Geldern, die wir bekommen, müssen die Zuschauerzahlen stimmen.

Rundschau:

Sie wollen in Lüneburg wieder ein festes Ensemble etablieren.

Fouquet:

Richtig. Mit mir kommen Udo Schürmer als Oberspielleiter und Francisco Sanchez Martinez als Ballettmeister ins Haus. Ich setze auf die konstant starke Leistung eines Teams.

Rundschau:

Das Junge Theater ist mit seiner ersten Premiere erfolgreich gestartet. Wie sieht das Programm für die Zukunft aus?

Friedrich von Mansberg:

Wir bilden im Jungen Theater alle Sparten des Hauses ab. Es wird Musik- und Tanztheater geben und auch Stücke aus dem Bereich Schauspiel.

Rundschau:

Das bedeutet viel Aufwand bei der Produktion.

von Mansberg:

Wir werden mit der Volkshochschule, der Musikschule und mit der Leuphana kooperieren. Die Jugendklubs, in dem Jugendliche ab 14 Jahren auf der Bühne stehen, bleiben ein fester Bestandteil der Arbeit. Es geht uns darum, Stücke zu zeigen, die die Seherlebnisse und die Gefühlswelt junger Leute abbilden. Alles, was öde ist, ist verboten.

Rundschau:

Das neue Haus hat 140 Plätze. Es dürfte nicht leicht werden, die auf Dauer zu füllen.

von Mansberg:

Wir sind auf gutem Weg. Die Theaterflatrate (Abonnement für Schulen, Anmerkung der Redaktion) wird gut angenommen. 17 Schulen aus Stadt und Landkreis haben schon eine Flatrate - das bedeutet 5000 Besucher für die anstehende Saison.

Rundschau:

Das Land Niedersachsen hat im Theatervertrag 10 000 Besucher pro Saison für das Junge Theater festgeschrieben. Das ist eine immense Zahl.

von Mansberg:

Ja. Als das Projekt seinerzeit in den Verhandlungen über den Theatervertrag entwickelt wurde, schien das unerreichbar. Inzwischen glaube ich, dass wir es schaffen können. Wenn die Balance stimmt zwischen Problemstücken, dem, was auf dem Lehrplan der Schulen steht und denjenigen Stücken, die einfach Spaß machen.

Rundschau:

Werden Ihnen nicht die Kosten weglaufen? Gerade eben hat es Tarifverhandlungen gegeben, die sehr schwierig waren. Das bedeutet, dass die Produktionskosten weiter steigen. Die Preise für junge Zuschauer müssen aber bezahlbar bleiben.

von Mansberg:

Kostensteigerungen im Bereich Personal sind im Theatervertrag zwischen Land, Stadt und Landkreis nicht enthalten - das muss aus unserer Sicht anders werden. Das Orchester und die Bühnenkünstler haben erst einmal neue Verträge. Es laufen noch die Tarifverhandlungen für das technische Bühnenpersonal. Unsere Aufgabe ist es, in Zukunft so attraktiv zu sein, dass man unsere Arbeit finanziell würdigen muss.

Rundschau:

Theater für Kinder und Jugendliche wird auch im Theater e.novum am Munstermannskamp gemacht. Es gab Diskussionen darum, ob beide Häuser nebeneinander bestehen können.

von Mansberg:

Ich bin sicher, dass wir nebeneinander bestehen können. In Lüneburg wird nicht gegeneinander Theater gemacht. Darüber sind wir uns mit Margit Weihe, der Leiterin des Theaters e.novum, einig.

Fouquet:

Es wird Gespräche mit der Leitung des e.novum geben. Wenn wir die jungen Menschen nicht erreichen, wird diese Gesellschaft als Land der Denker und Dichter auf Dauer nicht vorne dabeisein. Kunst und Gesellschaft brauchen sich gegenseitig. Das Theater bietet Lebensentwürfe an, wir öffnen spielerisch Grenzen. Dafür wollen wir gerade junge Menschen begeistern.