Trotz touristischer Vorteile wollen die Kommunen entlang der Strecke den Käufer finanziell nicht unterstützen.

Lüneburg. Die Osthannoversche Eisenbahn AG (OHE) bietet die Bahnstrecke Lüneburg Nord nach Bleckede zum Verkauf an. Die Ausschreibung wurde im Bundesanzeiger des Eisenbahn-Bundesamts veröffentlicht. Als Käufer steht die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. (AVL) in Verhandlungen mit der OHE. Unterstützung erhält der Verein von der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/die Grünen. "Der Erhalt der Bahnstrecke ist wirtschaftlich und touristisch für den Landkreis von erheblicher Bedeutung. Das vorliegende Konzept der Verkehrsfreunde Lüneburg zeigt Wege auf, wie die drohende Stilllegung und Veräußerung der Bahnlinie auch unter vertretbarem Kostenaufwand verhindert werden kann", heißt es in einem Antrag der Fraktion, der gestern auf der Tagesordnung des Kreistages zur Abstimmung stand.

Entschieden wurde vorerst jedoch nichts. Das soll nun der Wirtschaftsausschuss übernehmen. Stimmt dieser dem Grünen-Antrag zu, erklärt sich der Landkreis bereit, laufende Kosten von jährlich 17 000 Euro zu übernehmen. "Für unseren Verein ist der Kauf der OHE Strecke die größte Herausforderung seit der Gründung 1981", sagt AVL-Vorsitzender Leo Demuth. "Gemeinsames Ziel muss der langfristige Erhalt der Bahnstrecke und eine Belebung des nachhaltigen Tourismus sein." Vorgesehen ist, den 25 Kilometer langen Abschnitt von Mai bis Oktober an zwei Sonntagen pro Monat mit jeweils zwei Fahrten in Richtung Bleckede und zwei Fahrten in Richtung Lüneburg zu nutzen.

Zu den für Gäste attraktiven Haltepunkten entlang der Strecke zählen unter anderem: das Schiffshebewerk in Scharnebeck, die archäologische Ausgrabungsstätte Kronsberg, im Frühjahr das Spargelfest in Neetze, das Elbschloss Bleckede mit dem künftigen Biber-Freigehege, die Elbtalauen, die Draisinenbahn und die zahlreichen Ausflugslokale. Der Verein liebäugelt auch mit dem Angebot von Hochzeitfahren zu den idyllischen Kirchen zwischen Lüneburg und Bleckede. Zurzeit jedoch ringt der AVL um die finanzielle Unterstützung seitens der Kommunen, die entlang der Trasse liegen. Die Kosten, um die Strecke in einem betriebssicheren Zustand halten zu können, sollen nach Ansicht des Vereins AVL über Fördermittel und Kofinanzierungsanteile der Gemeinden aufgebracht werden.

Sie ergeben sich aus den Kosten, die mit jährlich 700 Euro pro Stecken-Kilometer angesetzt sind. Insgesamt 30 000 Euro Anschubfinanzierung zur Umsetzung eines Beschäftigungsmodells mit Ein-Euro-Kräften müssten die Stadt Lüneburg, die Gemeinde Adendorf, die Samtgemeinde Scharnebeck, die Samtgemeinde Ostheide, die Gemeinde Neetze und die Stadt Bleckede bereit stellen. Obwohl jede Kommune einen Nutzen aus dem Projekt ziehen würde, wollen sich Adendorf, Scharnebeck und Neetze aufgrund der angespannten Haushaltslage nicht an der Unterstützung beteiligen. Trotz des Gegenwindes ist der Verein fest zum Kauf entschlossen. "Wir werden keinen Kredit aufnehmen", erklärt Leo Demuth. An die OHE würden keine Unsummen sondern ein Anerkennungsbetrag gezahlt. Keine Angaben machte der AVL-Vorsitzende über die Höhe des Betrags. Doch selbst wenn der Wirtschaftsausschuss den Antrag abschmettert wollen die Lüneburger Verkehrsfreunde das Projekt umsetzen, "selbst wenn das Geld nur bis Adendorf reicht", sagt Demuth.

Der AVL-Mann will nicht locker lassen. "Ich werde umgehend alle für den Tourismus im Landkreis zuständigen Institutionen ansprechen und bitten, den Verein kostenfrei ins Marketing aufzunehmen. Das ist Bedingung für einen erfolgreichen Zugverkehr." Die Lüneburger Verkehrsfreunde hätten an die Idee keinen Gedanken verschwendet, wäre der Abschnitt Lüneburg nicht relativ pflegeleicht in der Unterhaltung und das Vorhaben für den Verein zu stemmen.

Vor dem Hintergrund des gerade bekannt gewordenen Aus für den Nostalgiebahnhof in Embsen (die Rundschau berichtete), mit dem sich der AVL eine Vernetzung versprochen hatte, findet Leo Demuth klare Worte: "Es wird interessant zu beobachten sein, in wieweit das Streckennetz der OHE in den kommenden Jahren demontiert wird."