Ab dem 1. Juli 2010 sollen die Müllgebühren deutlich steigen. Kreisrätin Monika Scherf: ,,Die Wirtschaftskrise ist uns in die Quere gekommen.“

Lüneburg. Die Folgen der Wirtschaftskrise bekommen ab kommenden Sommer die Bürger im Landkreis Lüneburg direkt in ihren Geldbörsen zu spüren. Der Landkreis plant, ab dem 1. Juli 2010 die Müllgebühren satt um durchschnittlich 33 Prozent anzuheben. Kreisrätin Monika Scherf sagt: ,,Die Wirtschaftskrise ist uns in die Quere gekommen, deshalb gibt es eine Gebührenerhöhung, die höher ausfällt, als uns lieb ist."

Grund für den üppigen Griff in die Portemonnaies der Bürger ist die finanzielle Schieflage der Gesellschaft für Abfallwirtschaft (GfA), an der je zur Hälfte Stadt und Landkreis beteiligt sind.

"Die GfA steckt in der Finanzklemme, weil unter anderem die Erlöse für Altpapier gesunken sind und die Menge des auf der Deponie in Bardowick angelieferten Fremdmülls wegen der Wirtschaftskrise kräftig zurückgegangen ist. Wir als Landkreis müssen die GfA wieder auf sichere Beine stellen. Das geht nur, indem wir uns das Geld vom Gebührenzahler wiederholen", erklärt Scherf.

Alleine für dieses Jahr plant der Kreis eine Finanzspritze für die GfA von 350 000 Euro ein, unterm Strich überweist der Kreis der GfA 20 Prozent mehr als bislang. "Und die Rücklagen bei den Müllgebühren sind Ende des ersten Quartals kommenden Jahres aufgebraucht. Deshalb die Erhöhung zum 1. Juli." Ein Anstieg der Entgelte für die Müllabfuhr wird aber nicht nur die Bürger in der Fläche treffen. Auch die Lüneburger werden von der Stadt im kommenden Jahr zur Kasse gebeten, um die GfA finanziell zu stützen. Doch wann es so weit ist, und um welche Höhe die Gebühren steigen, werde gerade von der Verwaltung berechnet, so Stadtsprecher Daniel Steinmeier.

Die durchschnittlich 33-prozentige Gebührenerhöhung im Kreis ist für die Abfuhr von Hausmüll, Grünabfall und Sperrmüll vorgesehen. Der Kreistag muss darüber noch bei einer seiner nächsten Sitzungen abstimmen. Einige Zahlen aus dem bisherigen Konzept der Kreisverwaltung: Das Entgelt (inklusive Grundgebühr) für eine 40-Liter-Mülltonne (für bis zu Zwei-Personen-Haushalte) soll von zurzeit 7,30 Euro im Monat auf zehn Euro steigen, das für einen 60-Liter-Behälter (für bis zu Drei-Personen-Haushalte) von 9,25 Euro monatlich auf 12,45 Euro. Bei 80-Liter-Gefäßen (für bis zu Vier-Personen-Haushalte) soll es von 11,20 Euro im Monat auf 14,90 Euro hinaufgehen. Auch für die Biotonne soll die Gebühr steigen. 60 Liter: von 1,75 auf 3,25; 80 Liter: von 2,15 auf vier Euro.

Scherf: "Werden Überschüsse bei den Müllgebühren erwirtschaftet, geben wir sie, wie vom Gesetzgeber gefordert, an die Bürger zurück. Das haben wir zum Beispiel 2008 gemacht, als wir die Abfallgebühren deutlich gesenkt hatten." Jedoch sei zurzeit nicht abzusehen, ob Überschüsse überhaupt so schnell wieder möglich sind. "Eine Prognose gebe ich nicht ab. Denn die gesamte Entwicklung ist ein Vabanquespiel, hängt von der Wirtschaftskrise ab", so Scherf. Sie sei aber überzeugt, dass es gelingen werde, die GfA wieder auf sichere wirtschaftliche Beine zu stellen: "Die Vorzeichen sind positiv. Der Erlös für Altpapier und die angelieferte Fremdmüllmenge steigen wieder."

Das deutete schon im August GfA-Geschäftsführer Hubert Ringe gegenüber der Rundschau an. Damals sagte er, der Preissturz beim Altpapier sei gestoppt, die Talsohle durchschritten. Aktuelle Zahlen und Entwicklungen wollte er auf Nachfrage jetzt nicht öffentlich mitteilen, bevor er nicht den Aufsichtsrat über die neue wirtschaftliche Entwicklung der GfA informiert habe, so Ringe.