Wenn der Wind kräftig bläst, treibt es viele ins Freie, um die bunten Flugobjekte steigen zu lassen.

Lüneburg. Pfeilschnell saust der regenbogenbunte Drachen am Himmel hin und her, gelenkt von einem jungen Mann, der ihn an zwei Schnüren hält. In und um die Stadt kann man zurzeit viele große und kleine Drachenfans auf abgeernteten Feldern und Wiesen treffen. Der Sommer hat sich verabschiedet und der aufkommende Wind ist genau richtig, um Drachen steigen zu lassen.

Harald Domanske, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes in Lüneburg, hat Verständnis für das Herbstvergnügen. Besondere Vorschriften gebe es dafür nicht. "Üblicherweise macht Drachensteigen vor allem auf freien Flächen Spaß. Dort, wo Bäume stehen, kann das Vergnügen schnell ein Ende haben, wenn sich der Drachen im Baum verfängt. Um Unfälle zu vermeiden, sollte man unbedingt einen Bogen um Flächen mit Hochspannungsleitungen machen. Auch in bebauten Gebieten ist Vorsicht geboten", mahnt Harald Domanske.

Jetzt sei genau die richtige Zeit um Drachen fliegen zu lassen, meint Johannes Schütt. Der Lüneburger ist Drachenexperte und arbeitet im Spielwarenladen "Fips". Einen durchschnittlichen Drachenfan gibt es für ihn nicht. "Egal ob Jung oder Alt, Männer, Frauen, Kinder - mit dem Drachen losziehen macht jedem Spaß", ist Johannes Schütt überzeugt. Einen Drachen selber gebaut hat er lange nicht mehr. "Früher waren Drachen viel schwerer und gingen leichter zu Bruch. Viele haben jedes Jahr einen neuen Drachen gebaut, weil die selbstgebauten meist nach einem Absturz kaputt waren."

Dieses Jahr sind leichte Modelle gefragt, die einfach zu handhaben sind und nicht so schnell kaputt gehen. Für Kinder müssen natürlich die Motive stimmen. Von Schmetterlingen über Drachen mit Piratenaufdruck bis hin zu Prinzessin Lillyfee-Drachen gibt es sie in allen erdenklichen Gestalten. Beim Drachensteigen müsse man sehr gut aufpassen, sagt der Experte und dämpft die Stimme. "Jedes Jahr im Herbst haben die Ärzte im Herbst hier viel zu tun, denn manch einem hat die Drachenschnur schon ein Ohr abgetrennt", erzählt der 27-Jährige grinsend.

Das kann Jörg Cramer, stellvertretender ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Chirurgie und Orthopädie, nicht bestätigen. Mit sehr ernster Mine sagt der Mediziner, dass er bislang keine Menschen behandelt habe, die durch Unfälle beim Drachensteigen zu Schaden gekommen sind.