Medizinische Fachkräfte können künftig Hausbesuche übernehmen. Gute Versorgungsdichte im Landkreis Lüneburg. Trotzdem sind Krankenkassen und Mediziner von dem Modell angetan.

Lüneburg. Auf dem Land ist die medizinische Versorgung schon heute schwierig: Viele Ärzte finden keinen Nachfolger für ihre Praxen, die Zahl älterer Patienten, die nicht mobil sind, steigt und die Wege sind weit. Mit dem landesweiten Projekt "MoNi" (Modell Niedersachsen) will die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachen (KVN) Abhilfe schaffen.

Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) zeigte sich von der Idee angetan und ist überzeugt: "Menschen müssen auch in ländlicher Umgebung wohnortnah zu Hause versorgt werden können." Die Ministerin sprach sich dafür aus, das Projekt in einer Modellregion mit Unterstützung der Krankenkassen zu erproben. Dabei sollen qualifizierte Medizinische Fachangestellte Hausärzte stärker unterstützen. Geplant ist, dass statt Ärzten künftig Medizinische Fachkräfte Hausbesuche übernehmen und dabei Blutdruck messen, Verbände anlegen oder wechseln sowie Medikamente nach ärztlichen Vorgaben verabreichen.

Wie das Projekt in der Praxis funktionieren soll, ist bislang noch unklar. "Wir haben von den Krankenkassen positive Rückmeldungen bekommen und führen derzeit Verhandlungen", sagt Detlev Haffke, Sprecher der KVN. Nun müsse eine geeignete Region für den Modellversuch ausgewählt werden. Dort müssen dann Hausärzte und Medizinische Fachkräfte gefunden werden, die sich beteiligen wollen, und ein konkreter Zeitplan erarbeitet werden. Gute Chancen auf den Status als Modellregion haben unter anderem die Landkreise Harburg, Soltau-Fallingbostel, Gifhorn und Lüchow-Dannenberg. Dort gehen in den kommenden Jahren besonders viele Mediziner in Pension.

Im Landkreis Lüneburg sieht es dagegen vergleichsweise gut aus. "Wir haben hier einen Versorgungsgrad von 98,7 Prozent, aber gleichzeitig sind 13 Stellen für Niederlassungen unbesetzt", fasst Carsten Florin, Verwaltungschef der KVN-Geschäftsstelle in Lüneburg die aktuelle Situation zusammen.

Für ihn ist "MoNi" ein Schritt in die richtige Richtung, der helfen könne, sowohl die medizinische Versorgung der Bewohner auf dem Land zu gewährleisten, als auch langfristig Strukturen vor Ort zu schaffen, die eine Ansiedlung für Ärzte attraktiv machen. Den Arzt ersetzen sollen die Medizinischen Fachangestellten nicht, betont Carsten Florin. "Bei Hausbesuchen steht in erster Linie ein betreuender Aspekt im Vordergrund." Die Teilnehmer des Modellprojekts werden zusätzlich, nach einem von der Ärztekammer und der Fortbildungsakademie entwickelten Lehrplan geschult. "Das Angebot soll so strukturiert sein, dass es sich schnell umsetzen lässt und finanziell tragbar ist", sagt Detlev Haffke mit Blick auf ähnliche Modelle, die in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erprobt werden.

Die Ärzte reagieren mit Zustimmung auf den Vorschlag der KVN. "Eine Unterstützung der Hausärzte ist dringend nötig. In Zukunft werden vor allem auf dem Land weniger Ärzte mehr und zum Teil immobile Patienten betreuen", prognostiziert Heinz Jarmatz, Chef des Niedersächsischen Hausärzteverbandes. Der Allgemeinmediziner aus Bahrenfeld hat für die Ausgestaltung von "MoNi" konkrete Vorschläge. Jarmatz plädiert dafür, dass examinierte langjährige Praxis-Mitarbeiterinnen die zusätzliche Ausbildung absolvieren und anschließend Hausbesuche übernehmen. "Die Fachkräfte kennen ihre Patienten und sind auch durch die Dokumentation in der Praxis medizinisch bestens informiert. Dann ist auch die Kommunikation zwischen Arzt und Patient schnell möglich." Damit Ärzte wirklich entlastet werden, gilt es, auch den administrativen Aufwand gering zu halten.

Einig, dass "MoNi" schnell umgesetzt werden soll, sind sich alle Beteiligten. Deshalb ist noch in diesem Jahr ein weiteres Treffen im niedersächsischen Sozialministerium geplant, bestätigt Sprecherin Heinke Traeger. Dann sollen Details sowie der Fahrplan für den Modellversuch besprochen werden. Laufen die Verhandlungen nach Plan, kann "MoNi" dann im Frühjahr 2010 starten.