“Schietwetter!“. Helmuth Kotlinski schüttelt sich. Es nieselt. Die Kälte lähmt die Finger des gelernten Ewerführers. Mit einem Hochdruckreiniger bearbeitet Kotlonski den Rumpf seiner 15 Jahre alte “Guschi“.

Artlenburg. Tote Kleinsttiere und Pflanzenteile vermischt mit Partikeln der Lackgrundierung fliegen dem 70Jährigen um die Ohren. Es ist die Zeit, in der Segel- und Motorboote, Schlauch- und Kleinstboote aus der Artenburger Marina geholt werden. Die Wassersport-Saison geht zu Ende. Das bedeutet nicht nur für die Bootseigner in der Regel viel Arbeit. "Alle Boote müssen aus dem Wasser, sämtliche Container und Toilettenhäuschen verschwinden. In einigen Tagen ist der Hafen leer, denn bald ist mit dem ersten Herbsthochwasser zu rechnen", erklärt Kotlinski, der nicht nur als Bootsführer sondern auch als Hafenmeister die Anlage im Blick hat.

Das Winterwinterlager hat der Hafenmeister seiner "Guschi" einen Steinwurf weit entfernt, im Carport seines Hauses, hinter dem Deich bereitet. Geputzt, weiß lackiert und poliert erwartet sie dort den nächsten Frühling. Auf das Auftragen des Antifoulings verzichtet der Freizeitkapitän in diesem Jahr. Die bisher üblichen Schiffsanstriche zum vor Schutz vor Seepocken, Miesmuscheln, Schnecken, Algen und schleimigen Mikroorganismen enthalten hochgiftige und metallhaltige Toxine. Ihr Einsatz ist verboten. "Die neuen Mittel taugen nichts und sind obendrein sehr teuer", begründet Kotlinski seine Entscheidung.

Der gelernte Ewerführer ist auf St. Pauli geborgen. "Heute ist der Beruf fast ausgestorben. Nur noch wenige Schuten werden im Hamburger Hafen und der Speicherstadt eingesetzt." Frühzeitig sattelte Kotlinski um und bereiste als Messebauer die Welt. Vom Wasser kann er bis heute nicht lassen. Seit 40 Jahren besitzt er ein eigenes Boot. Als er und seine Frau vor fünf Jahren nach Artlenburg zogen, tauschten sie eine Elf-Meter Motoryacht gegen einen Fünf-Meter Halbgleiter. "Wir wohnen und schlafen neben dem Hafen. Da ist eine so große Yacht nicht nötig. Doch ganz ohne Boot bin ich wie Suppe ohne Salz." Statt nach Dänemark oder Stettin, machen die Kotlinskis von Artlenburg aus kleine Ausflüge in Richtung Boizenburg. Und wird die Fahrt länger, lässt es sich prima in den Kojen übernachten.