Bauer Cordes will eine größere Biogas-Anlage. 130 Bürger haben im Rathaus Einwände dagegen vorgebracht. Christian Cordes hat die Pläne, seine Biogasanlage um eine Heizung zu erweitern, begraben.

Wesel. Während Friedrich-Otto Ripke, Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, erst gestern als Gastgeber der Fachveranstaltung "Biogas - Chancen für Klimaschutz, Landwirtschaft und den ländlichen Raum" in Brüssel für die Vorreiterrolle Niedersachsens in Sachen Biogas warb und Biogas als "zentrale Herausforderung für Europa" pries, läuft die Sache an der Basis gar nicht rund. Oft scheitert der umweltfreundliche Fortschritt am Widerstand derer, die Neues ablehnen.

Eigentlich wollte der ambitionierte Landwirt Cordes, der mit seinem Bruder den Weseler Familienhof bereits in fünfter Generation führt, Hanstedt und Wesel nicht nur mit Strom, sondern auch noch mit Warmwasser versorgen. Aber der Widerstand, der ihm im Dorf entgegengebracht wurde, "hätte fast zur Spaltung des Dorfes geführt und hat nur böses Blut gebracht. Als dann auch meine Familie in Mitleidenschaft gezogen wurde, war für mich die Sache eigentlich erledigt", so der Landwirt.

Mit der Biogasanlage, die Cordes vor 3,5 Jahren hinter seinem Hof auf seinen Acker gebaut hat, produziert der Landwirt Strom für über 1000 Haushalte in der Samtgemeinde Hanstedt. "Damit versorgen wir etwa ein Fünftel bis ein Sechstel der Haushalte. Unsere Idee war, die Wärme, die die Anlage nebenbei produziert und jetzt fast vollständig ungenutzt bleibt, auch zu nutzen", sagt Christian Cordes, der als SPD-Fraktionschef im Hanstedter Samtgemeinderat sitzt.

Einen geringen Teil der Wärme, die dabei entsteht, wenn die Anlage mit Mais, Gülle und Getreideresten befüllt wird, benutzt Cordes, um sein Kaminholz zu trocknen und seinen Schweinestall zu heizen. Cordes: "Aber immer noch gehen umgerechnet etwa 300 000 Liter Heizöl verloren, werden einfach nicht genutzt. Wir hatten uns ausgerechnet, dass wir mit einer zusätzlichen Heizanlage etwa 70 Häuser mit Warmwasser versorgen könnten und den Abnehmern einen festen Preis, der weit unter dem Heizölpreis liegt, für die nächsten fünf Jahre bieten können." Seine Biogasanlage läuft rund 8000 Stunden im Jahr. Um eventuelle Ausfälle, beispielsweise bei Wartungsarbeiten, zu kompensieren, wollte der Landwirt die zusätzliche Heizung bauen. Cordes wollte die Heizung neben seine Biogasanlage auf den Acker bauen, ein Acker, der ihm gehört, und den er laut Bebauungsplan der Gemeinde zur Erweiterung seines Hofes nutzen darf. "Man wollte meine Schweine nicht ausgerechnet in der Dorfmitte haben, wegen des Tourismus, also habe ich nach hinten erweitert", sagt er. Und genau auf diesem Acker wollte er nun die Heizung bauen und stellte bei der Samtgemeinde im Zuge der Flächennutzungsplan Änderungen einen Antrag auf Sondernutzung. "Und damit fing der Ärger an. Mir wurde von den Leuten hier vorgeworfen, ich wolle die Fläche aus dem Naturschutz heraus nehmen lassen. Das ist Blödsinn. Der Acker gehörte nie zum Naturschutzgebiet", so Cordes, der im vergangenen Jahr noch versucht hatte, den Weselern bei verschiedenen Treffen vorzustellen und zu erklären, was genau er vorhabe. Jeweils rund 40 Weseler kamen zu den Infoveranstaltungen, aber der Widerstand gegen Cordes' Pläne der schonenden Energieversorgung wuchs.

Eine Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden will, sagte der Harburger Rundschau: "Er will die Fläche aus dem Naturschutz entlassen, aber wer weiß, was er dann wirklich dort baut. Ist die Fläche erst entlassen, dann kann da doch theoretisch auch ein ganzes Gewerbegebiet entstehen. Außerdem stört es doch schon jetzt, wenn die Traktoren hier durch den Ort fahren, und die Biogasanlage beliefern."

Es landeten 130 schriftliche Einwendungen von Bürgern aus dem 450-Einwohnerdorf Wesel bei der Samtgemeindeverwaltung in Hanstedt. Am 10. November soll der Planungsausschuss der Samtgemeinde Hanstedt in dieser Sache beraten. Die Sitzung, Beginn ist um 19 Uhr, wird in der Heidehalle in Wesel sein. Die Ausschussmitglieder werden darüber beraten, ob das "Sondergebiet Biogasanlage" für Cordes Heizungspläne erweitert werden kann oder nicht. Vor wenigen Tagen hatte Samtgemeindebürgermeister Volker Hintz in seinem Büro im Hanstedter Rathaus Besuch von den Gegnern der Heizungsanlage. Sie wollten von ihm eine Stellungnahme. Hintz: "Ich werde keinem öffentlich rechtlichen Verfahren vorgreifen. Ich habe eine von 31 Stimmen im Samtgemeinderat. Herr Cordes konnte uns nicht genügend Interessenten für seine Warmwasserversorgung liefern. Insofern sehe ich wenig Chancen, dass der Ausschuss sich für den Antrag ausspricht. 130 Einwendungen werden wir nicht übergehen."

Für Cordes ist die Sache erledigt, er wird mit der Wärme seiner Anlage einige Häuser in Wesel und seine 140 Schweine beliefern. Dazu braucht er keine Heizungsanlage.