Grundeigentümer räumen Grasschnitt und Schlamm weg. Jetzt soll es der Wasserverband tun. Prompt drohen höhere Gebühren.

Hohnstorf. Lärmend schiebt sich ein leuchtend orangefarbener Böschungsmäher entlang eines ausgetrockneten Wassergrabens unweit der Bundesstraße 209. Abwechselnd schneiden lange Mähmesser das Gras an den Grabenwänden. Harken ziehen den Aushub hinauf auf den Feldrand, wo er verrottet.

Wegen dieser rottenden Reste droht Ärger in der Gemeinde Hohnstorf. In der bevorstehende Ratssitzung bringt die CDU-Fraktion des Gemeinderats einen Antrag ein, der es in sich hat: Zukünftig soll der Wasserverband für die Einebnung und Beseitigung des Grabenaushubs in den Wohngebieten der Gemeinde sorgen. Zusatzkosten könnten gegebenenfalls durch eine Beitragerhöhung ausgeglichen werden, heißt es im Antrag.

Das war bislang anders. Zwar wird die Unterhaltung der Gewässer von den Wasser- und Bodenverbänden geleistet. Für Grundeigentümer im Verbandsgebiet besteht allerdings die Pflichtmitgliedschaft sowie die Verpflichtung, anfallenden Grabenaushub, trockenen Rasenschnitt oder schlammigen Bodenaushub wegzuräumen.

Bewohner des Landkreises Lüneburg halten es deshalb für selbstverständlich, dass während regnerischer Herbsttage das Wasser möglichst schnell im Boden versickert und eines Tages der Nordsee zufließt. Auf seinem langen Weg dorthin gelangt es durch Gräben, Bäche oder das örtliche Kanalnetz in die Elbe. Damit das Wasser möglichst frei fließen kann, müssen die Gewässer in Funktion gehalten werden. Zuständig für die Gewässer von Bleckede über Dahlenburg bis Lüneburg und weiter in Richtung Winsen ist der Wasserverband der Ilmenau-Niederung Lüneburg.

Eine Aufgabe des Verbandes ist die Reinigung und Freihaltung von Ilmenau, Neetze Kanal sowie zahlreichen Grenz- und Anliegergräben, die sich hin zur Elbe durch Felder und Wohngebiete schlängeln. Mitarbeiter des hiesigen Wasserverbandes säubern jährlich rund 1000 Kilometer Wasserwege und Gräben mit Böschungsmähern, Kettenbaggern, per Boot und von Hand.

Überall erfolgt der Grabenaushub selbstverständlich bis zu zweimal pro Jahr.

Bisher entsorgte die Gemeinde Hohnstorf einen Großteil des Aushubs in der samtgemeindeeigenen Deponie für Grünabfall im Bullendorfer Holz. Doch seitdem die Samtgemeinde Scharnebeck untersagt hat, dort Grünabfälle hinzubringen, die nur schlecht verrotten, stehen Kommune und Grundstückseigentümer vor einem Problem: Einzig die Gesellschaft für Abfallwirtschaft (GfA) in Bardowick nimmt gegen Gebühren das Gras aus den Gräben an. Das jedoch würde die Hohnstorfer Gemeindekasse zusätzlich belasten.

Ernst-Heinrich Ahlers, Außenleiter des Wasserverbandes Ilmenau-Niederung, kann die Aufregung nicht verstehen: "Was die Verbandssatzung regelt, kann nicht geändert werden. Das gilt für die Verpflichtung des Wegräumens wie auch für Beitragserhöhungen." Es gebe keinerlei Notwendigkeit, den anfallenden Grabenschnitt bei der GfA zu entsorgen. Er könne an Ort und Stelle verrotten. Außerdem sei der Verband personell nicht in der Lage, derartige Mengen Bodenaushub, wie sie beim Auskoffern der Gräben anfallen, einzusammeln und zu entsorgen. Darüber hinaus sei die Situation in Hohnstorf eine besondere. Hier fahre man mit einem Spezialgerät durch die engen und Wasser führenden Gräben, die beidseitig durch Gartenzäune und Garagen begrenzen werden. "Der Aushub hier ist nicht wegzuschaffen."

Bürgermeister Jens Kaidas kontert: "Jede Satzung lässt sich ändern." Was die Gemeinde bisher weggeschafft habe, könne auch der Verband. "Sie lagern es ab und sollen es abräumen."

Die Hohnstorfer Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 14. Oktober, könnte grundsätzlich interessant sein und eine kreisweite Diskussion in Gang setzten. Die Sitzung im Hohnstorfer Fährhaus beginnt um 20 Uhr.