Planer wollen eine andere Trasse als von E.on vorgesehen. Anwohner fürchten Absacken ihrer Häuser.

Winsen. Eine ganze Region stemmt sich gegen den Trassenverlauf der Norddeutschen Erdgasleitung (NEL). Nun äußert nicht nur die Bürgerinitiative im Winsener Ortsteil Stöckte massive Bedenken zum geplanten Großprojekt von Wingas und E.on. Auch die Stadt Winsen kritisiert in ihrer Stellungnahme die Vorzugsvariante der Pipeline, die sibirisches Gas durch die Ostsee bis ins Ruhrgebiet transportieren soll und dabei den nördlichen Ortsteil kreuzt. Stellenweise soll die Hochdruckleitung (100 bar) nur zehn Meter neben den Wohnhäusern verlegt werden.

Während der Sitzung des Planungsausschusses erläuterte Alfred Schudy, Leiter der Bauaufsicht, die Kritikpunkte der Stadt. Demnach bemängelt die Kommune in erster Linie, dass eine großräumige Flächenalternative nur unzureichend geprüft worden sei. "Wir halten das für einen grundsätzlichen Fehler", so Schudy.

Die Stadt argumentiert, dass ein südlicher Trassenverlauf über Rottorf und Luhdorf zwar sieben Kilometer länger, aber weitaus "raumverträglicher" sei, als die von E.on favorisierte Variante. Zum einen werde im Süden 200 bis 400 Meter Abstand zur Wohnbebauung gewährleistet. Zum anderen würden die FFH-Gebiete Luhe und Untere Neetze sowie das Vogelschutzgebiet Osterwiesen nicht tangiert. Der Eingriff in die Natur und das "Vergrämen" der dort lebenden Biber und Blaukehlchen sei "vermeidbar", was laut Schudy ein entscheidendes Kriterium sei. "Die südliche Trasse ist vergleichbar besser."

Hinzu kommt, dass die Stadt bei der nördlichen Variante die Stöckter Deichsicherheit gefährdet sieht und den moorigen Baugrund als problematisch einstuft. Letztlich sieht die Kommune die Nordtrasse auch als Eingriff in die "stadtplanerische Hoheit". Die Pipeline zerschneide ein Gebiet, das städtebaulich zusammengeführt werden könnte. Mit diesen Argumenten hofft die Stadt, den Energieriesen beim Erörterungstermin zum Planfeststellungsverfahren zum Umdenken zu zwingen. Vor 150 Zuhörern beschloss der Planungsausschuss die Stellungnahme einstimmig.

Rechtsanwalt Michael Günther machte dennoch deutlich, dass vor allem die Einwendungen der Anwohner - sie fürchten unter anderem ein Absacken ihrer Häuser - von Belang sind. Je mehr Konflikte und Fragen bis zum 14. Oktober aufgezeigt werden, desto größer sei die Chance, dass die Genehmigungsbehörde, das Landesbergbauamt, diese Themen prüfen muss. Die Leitung, der sogenannte "Nord Stream", soll 2012 ans Netz gehen.