Ausstellungen hautnah erleben - das können Neulinge wie Kenner in dem kleinen Lüneburger Verein.

Lüneburg. Mit einem elitären Verständnis von Kunst haben Eva Birkenstock (31) und Hannes Loichinger (28) nichts am Hut. "Wir wollen auch diejenigen für die Kunst gewinnen, die sich bisher noch nicht so intensiv damit auseinander gesetzt haben", sind sich die beiden Kuratoren der Halle für Kunst einig.

Um dieses Ziel zu erreichen, "überlegen wir uns immer wieder neue Formate", so Eva Birkenstock. Bei "Kunst und Kuchen", einem von der studentischen Vermittlungsgruppe ersonnenen Format, gehe es beispielsweise darum, in der Ausstellung aufgeworfene Fragen in lockerer Gesprächsatmosphäre zu diskutieren. Und auch das ganz junge Publikum, die Kinder, werden von den beiden ins Visier genommen. Um die Kleinen zu begeistern, überlegt sich das Team - neben Birkenstock und Loichinger arbeiten auch Praktikanten und Studenten an den Projekten - immer wieder neue Aktionen. Loichinger: "Kinder bekommen am einfachsten einen Zugang zur Kunst über eigene Erfahrungen." Deshalb dürfen die Kleinen in speziell entwickelten Workshops auch selbst Hand anlegen, fotografieren, filmen, sich verkleiden - was immer eben der Sache dienlich ist.

Daneben setzt die Halle für Kunst zusätzlich zum Ausstellungsprogramm auf einen Mix aus Exkursionen zu kooperierenden Institutionen, Vorträgen, Diskussionen und Vernetzung mit anderen Einrichtungen in Lüneburg. Diese allerdings sei noch ausbaufähig, urteilt Hannes Loichinger: "Wir sind offen für neue Ideen und Netzwerke." Immerhin gäbe es viele spannende Institutionen: Das Scala-Programmkino, das Theater, das Café Mondmann zum Beispiel. Auch für die Gäste wäre es ein toller Service, wenn sie in der einen Kulturstätte bereits Hinweise auf ähnliche Themenschwerpunkte der anderen erhalten würden, davon ist Loichinger überzeugt. "Und gerade die Möglichkeit interdisziplinär zu agieren und dadurch bestehende Strukturen zu hinterfragen, hat für uns einen besonderen Reiz", ergänzt Birkenstock.

Birkenstock und Loichinger verstehen eben nicht nur etwas von zeitgenössischer Kunst, sondern haben auch die Gabe, auf unkomplizierte Art und Weise mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Beides zusammen macht den Charme der Halle für Kunst aus. Hinzu kommt, dass sich der Verein die Förderung junger Künstler auf die Fahnen geschrieben hat.

Finanziert wird das alles über Fördermittel. Neben dem Land Niedersachsen, der Stadt Lüneburg und dem Lüneburgischen Landschaftsverband tragen verschiedene Stiftungen der Region ihren Teil dazu bei, dass die Halle für Kunst mittlerweile zu einer festen Institution der kulturellen Szene in Lüneburg geworden ist. Hinzu kommt ein kleiner Teil Eigenmittel aus dem rund 200 Mitglieder zählenden Verein.

Und so hangeln sich Birkenstock und Loichinger von Projekt zu Projekt, müssen immer wieder neue Förderanträge stellen, sind neben der Konzeption und Umsetzung des Ausstellungsprogramms für Buchhaltung, Publikationen und Raumgestaltung zuständig. "Seit ich hier arbeite, weiß ich auch, wie man Rigipswände baut", sagt Loichinger schmunzelnd. Denn für nahezu jede Ausstellung seien Umbauten des Raumes erforderlich, würden Wände gestrichen oder Fenster verrammelt. Nächster Termin dafür ist der 18. Oktober. Bis dahin läuft nämlich noch die aktuelle Ausstellung von Bettina Cohnen mit dem Titel "Fake". Vom 6. November bis zum 20. Dezember werden dann Arbeiten des britischen Künstlers Tris Vonna-Michell zu sehen sein.

Eine Mitgliedschaft im Verein kostet jährlich 35 Euro, ermäßigt 12 Euro. Kontakt: Halle für Kunst, Reichenbachstraße 2, Telefon: 04131/40 20 01.