Fliegen ist kein elitäres Hobby mehr. Der Luftsportverein Lüneburg macht das Abheben für jeden bezahlbar.

Lüneburg. Finn hat seinen Segelflugschein seit knapp zwei Jahren. Der 19-Jährige ist fasziniert vom Fliegen, wollte sogar Pilot werden. "Die Chancen in dem Job sind schlecht, ich studiere jetzt Geowissenschaften", so Finn. In die Lüfte zieht es den Studenten dennoch jedes Wochenende. Auf dem Flugplatz des Luftsportverein Lüneburg lässt er sich regelmäßig mit einem Segelflieger in die Lüfte ziehen. "Segelfliegen ist schon was ganz Besonderes", sagt er und Vereinsfreund Philipp stimmt ihm nickend zu.

Hier könne man ganz und gar abschalten, denn das Fliegen erfordere die gesamte Konzentration. "Da bleibt kein Platz für andere Gedanken", so Finn. Und Philipp ergänzt: "Man lässt die Dinge wirklich unter und hinter sich." Er hat im vergangenen Jahr mit dem Luftsport angefangen und gerade seine Anmeldung zur abschließenden praktischen Prüfung abgeschickt.

Seit eineinhalb Jahren büffelt der Lüneburger für seinen Segelflugschein. Ein Fragenkatalog so dick wie das Hamburger Telefonbuch muss er beherrschen. Dazu werden jede Menge Starts und Landungen, zuerst mit Fluglehrerbegleitung, später ohne, verlangt. Am Ende steht die letzte theoretische Prüfung bei der Luftfahrtbehörde in Wolfenbüttel und ein 50 Kilometer weiter Flug allein mit Landung auf einem fremden Flugplatz.

"Der Segelflugschein ist eine vollwertige Luftfahrerausbildung. Alle anderen Motorflugscheine, bauen darauf auf", so Frank Wegner, Ausbildungsleiter des Luftsportvereins Lüneburg.

Julian schreckt das alles nicht. Der 13-Jährige gehört zu den insgesamt 17 aktiven Jugendlichen im Luftsportverein. 56 Starts mit dem Segelflieger hat er schon an der Seite von Fluglehrer Frank Wegner hinter sich gebracht. Nun hofft er auf die Prüfung im nächsten Jahr, denn mit 14 Jahren darf geflogen werden.

"Das der Führerschein für den Segelflieger schon mit 14 erlaubt ist, ein Auto aber erst mit frühestens 17 gefahren werden darf, hat historische Gründe", sagt Wegner und erklärt: "Der Versailler Vertrag verbot nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland den Motorflug. Für die motorlose Segelfliegerei galt das jedoch nicht. Die Wasserkuppe in der Rhön war dann die Geburtsstätte des Segelflugs. Dort versammelten sich Jung und Alt, um ihrem Hobby und ihrer Leidenschaft zu frönen."

Julian ist dennoch eine Ausnahme, denn mit der Ausbildung darf eigentlich erst mit 14 Jahren begonnen werden. Ausnahmegenehmigungen werden erteilt, wenn auch schon die Eltern Flugsport betreiben und einen Antrag stellen. Vater Wolfgang Laudan, selbst auch noch Flugschüler für Ultraleichtflugzeuge: "Ich will meinen Sohn bei seinem Wunschspäter Pilot zu werden einfach so früh es geht, unterstützen." Auch räumt er mit einem Vorurteil auf: "Viele glauben das die Fliegerei ein elitärer Sport ist, den sich nur Ärzte, Anwälte und Manager leisten können. Das ist aber nicht so. Der Verein macht das Fliegen für jeden erleb- und bezahlbar. Besonderes Kinder und Jugendliche profitieren."

Auch Finn, Sohn von Jugendleiterin Iris Eberhard, ist mittlerweile vom Fliegervirus infiziert. "Ich finde es manchmal schon total langweilig mit Mama und Papa jedes Wochenende auf dem Flugplatz zu verbringen. Nur wenn ich mitfliegen darf, ist es echt spannend", so der Elfjährige. Deshalb würde er gern so bald wie möglich mit dem Flugschein anfangen. "Ich übe schon ganz viel am Flugsimulator", so der Steppke.