Auf private Initiative und dank 1500 Euro aus der Gemeindekasse werkelten Jugendliche 100 Stunden gemeinsam.

Brietling. Als Michael Stolz vor zwei Jahren von Hamburg nach Brietlingen- Moorburg zog und das Umfeld erkundete, blieb ihm die verwahrloste Bushaltestelle am benachbarten Buswendeplatz nicht verborgen. "Was für eine furchtbare Ecke", wunderte sich der Neubürger, der Tag für Tag auf dem Weg zur Arbeit und zurück den Schmuddelplatz passierte.

Zwei verschandelte Unterstände zogen Stolzes Aufmerksamkeit an: Ein Bushäuschen sowie eine benachbarter Betonbude, die einst als Aufenthaltmöglichkeit für Jugendliche am Wendeplatz von der Gemeinde aufgestellte wurde. Das Vollholz-Bushäuschen, zerkratzt, beschmiert und vermüllt, erfüllte schon lange nicht mehr seinen Zweck. Nur im Notfall suchten Schulkinder und Fahrgäste Schutz darin. Gleiches galt für die Betonbude nebenan. Michael Stolz wurde tätig.

Bei Gemeindebürgermeister Herbert Meyn fand er Gehör und finanzielle Unterstützung, Brietlinger Jugendlichen motivierte er zum Arbeitseinsatz. Gemeinsam startete sie im Frühjahr die Neugestaltung der beiden Unterstände. Mit 1500 Euro aus der Gemeindekasse wurden Baumaterialien und Farben finanziert. Darüber hinaus sponserte ein ortsansässiger Ratsherr und Bauunternehmer die Dacheindeckung der Betonbude.

Die ersten Nägel wurden im Frühjahr eingeschlagen, das Dach vor den Sommerferien eingedeckt. Der Außen- und Innenanstrich in den Farben Hellblau und Weiß ist getrocknet. "Gute 100 Stunden haben wir hart gearbeitet. Dabei ist mancher Schweißtropfen gefallen", bemerkt Michael Stolz. Eine individuelle Handschrift im Unterstand in Form eines markant und farbenfrohen Schriftzugs hinterließ Daniel Hofmann, ein künstlerisch begabter Sprayer aus der Nachbarschaft.

Etwa 30 Stunden kostete ihn die Arbeit am Entwurf, 50 weitere Stunden verbrachte der 18 Jahre alte Gymnasiast kniende und hockend vor den Betonwänden. Ein freiwilliger und kostenfreier Einsatz für die Gemeinschaft, den er demnächst am Bushäuschen wiederholt. Er berichtet von erfreulichen Begegnungen während seiner ansonsten recht einsamen Arbeitsstunden: "Ein Herr hat angehalten, ist ausgestiegen und hat sich bei mir bedankt. Auch die Polizei ist vorbeigekommen und freute sich über das, was wir hier geschaffen haben."

Michael Stolz ist aufgefallen, dass abseits vom Busverkehr, Radfahrer und Fußgänger in den Häuschen pausieren und der Gemeindearbeiter diese regelmäßig säubert. "Die Jugendlichen, die sich in den vergangenen Monaten hier engagiert haben, identifizieren sich mit den Häuschen und werden darauf achten, dass diese in einen guten Zustand bleiben."

Gleiches erhofft sich Bürgermeister Herbert Meyn von dem Einsatz. Für seine hervorragende Hilfe wurde dem Neubürger Stolz vom Gemeinderat Dank und Anerkennung ausgesprochen.

Der Vandalismus an Brietlinger Bushaltestellen sei nichts Neues, erklärt Herbert Meyn. "Im Vorjahr ist dadurch ein Schaden von 1800 Euro entstanden." Sprayer verschandelten die Wände, Sitzbänke wurden zerstört. Derweil nutzen Jugendliche weiterhin Bushäuschen als Trinkhallen, hinterlassen zerschlagene Flaschen und nicht selten dient das öffentliche Häuschen als stilles Örtchen. Selbst Straßenschilder werden von Randalierern verbogen. Und obwohl die Untaten in einem belebten Wohngebiet geschehen, wurde nie jemand auf frischer Tat ertappt.

In fast allen Gemeinden kommt so etwas vor. Meist sind Jugendliche involviert, die die Angebote des Jugendhauses in Brietlingen nicht nutzen, Langeweile und Frust gewaltsam abarbeiten.