Mit seiner Heidschnuckenherde zieht Thomas Rebre täglich durch die Urlaubsregion Amelinghausen.

Amelinghausen. Das Hüten von Heidschnucken ist kein Beruf für Träumer. Wer dennoch romanische Erinnerungen aus den Heimatfilmen den 70er-Jahre nachhängt, dem sei ein halbtägiger Besuch des Heidschnuckenschäfers Thomas Rebre ans Herz gelegt.

Der 40 Jahre alte Tierwirt Rebre zieht seit Mai mit 250 Heidschnucken über 160 Hektar gepachtete Heideflächen. Treue Begleiter sind die Altdeutschen Hütehunden Urfa und Fred.

Die grau gehörnten Heidschnucken stammen vom europäischen Wildschaf, dem Mufflon ab. Sie pflegen die naturgeschützten Flächen, in dem sie die Heide auf einer Höhe von 20 Zentimetern kurz halten und dadurch gleichzeitig den Neuaustrieb fördern. "Das ist reine Landschaftspflege. Natur- und Kulturschutz ist genau die Nische, in der ich mich einbringen möchte", beschreibt der Schäfer seine Motivation.

An der inneren Überzeugung und der täglich Arbeit lässt er gerne interessierte Gäste, Erwachsene und Kinder, teilhaben. Das beginnt bereits mit der allmorgendlichen Begrüßung durch die Tiere, die die Nächte ohne ihren Hirten eingezäunt in der Heide verbringen. "Es sind hellwache Tiere, die mit allen Vieren im Leben stehen", sagt Rebre.

Zu seinen Tieren pflegt der Schäfer eine geradezu persönliche Beziehung. "Ich bemühe mich, die Herdenfunktion nachzuvollziehen." Die Herde sei keinesfalls eine einheitliche Masse. So gebe es dominante Leittiere, die stets vorweg preschten und solche, die den Schutz der anderen suchten.

Neben der Natur und den Schafen bestimmt das Wandern den Tag des Schäfers: "Ich laufe unendlich viel mit den Tieren. Tägliche wechseln wir die Flächen." Dabei werden teilweise auch lange Strecken über Straßen zurückgelegt.

Im Frühjahr brachte Thomas Rebre die Tiere mit dem Lkw in die beliebte Urlaubsregion. Im Herbst wird er mit der Herde zurück zum Heimatstall bei Dannenberg wandern. Dort erwarten schon Böcke die meist weiblichen Schnucken. Auch gelammt wird in der Heimat.

Der Beruf des Schäfers ist keiner, mit dem man reich werden kann. Rebre lebt vom Verkauf des aromatischen Heidschnuckenfleisches. Zudem erhält er EU-Subventionen für die von ihm gepachteten und durch seine Tiere kultivierten Heideflächen im Naturschutzgebiet. Die Schnucken sind durch ihren ständigen Verbiss von aufkommenden Gehölzen, Gräsern wie der Drahtschmiele und dem Heidekraut selbst die wichtigsten Landschaftspfleger.

Ohne die Landschaftspflege der tierischen Helfer ließen sich die größten zusammenhängenden Calluna-Heiden Mitteleuropas nicht dauerhaft erhalten. Bei der Pflanze, die der Landschaft den Namen gibt, handelt es sich um die Besenheide (Calluna vulgaris), die mit den nährstoffarmen Verhältnissen in der Heideregion zufrieden ist. Sie wird einen halben Meter hoch, wenn sie nicht von den Heidschnucken regelmäßig gemäht wird.

Der aktuelle Standort der Heidschnuckenherde ist bei der Touristen-Information Amelinghausen unter 04132/92 09 43 zu erfahren. Buchungen nimmt Schäfer Thomas Rebre unter 0151/14 14 31 15 entgegen.