In Zukunft übernehmen elektronisch gesteuerte Kameras die Überwachung von Wäldern und Heide und melden Brände.

Lüneburg. Die Feuerwehren in der Heideregion sind in Alarmbereitschaft: Nach andauernder Trockenheit ist die Waldbrandgefahr trotz Gewitterschauer groß. Seit vielen Jahren beobachten Mitarbeiter der Forstämter und Feuerwehrleute von März bis Oktober aus Feuerwachtürmen Wald und Heide in Niedersachsen. In Zukunft werden sie durch Kameras ersetzt.

Forstwirt Klaus Schymanitz verbrachte am Wochenende viele Stunden im Feuerwachturm Oerrel bei Munster. "Extreme Brandgefahr", kommentiert er die Lage. Meist kann er sich auf seine Adleraugen verlassen. Doch wird die Luft in zehn Kilometer Entfernung diesig, greift er zum Fernglas. In der Nähe des Kirchturms Munster hat er eine Rauchentwicklung ausgemacht. "Beweglicher Rauch, wahrscheinlich ausgelöst durch einen fahrenden Mähdrescher."

Bald hat der Turm in Oerrel ausgedient und wird ersetzt durch eine Kamera, die in 20 bis 40 Meter Höhe auf einem benachbarten Funkturm befestigt wird.

Statt der bisher 16 Türme werden spätestens ab dem kommenden Jahr 17 Kameras die niedersächsischen Waldflächen mit hohem und mittlerem Waldbrandrisiko überwachen. Und zwar in den Landkreisen Lüneburg, Uelzen, Lüchow-Dannenberg, Soltau-Fallingbostel, Celle und Gifhorn.

Die beiden ersten Kameras des Früherkennungssystems am Rundfunksender Zenien und in Gorleben hat das Landwirtschaftministerium bereits in Betrieb genommen.

Maßgeblich beteiligt als Projektleiter an der Einführung des neuen Systems ist Helmut Beuke vom Forstamt Oerrel. "Das System stammt aus der Weltraumforschung. Ursprünglich wurde es vom deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit dem Ziel entwickelt, Eis und Wasser in den Tiefen des Weltraums zu entdecken. Jetzt ist es für die Waldbranderkennung weiter entwickelt worden. Eine spezielle Raucherkennungssoftware unterscheidet zwischen 16 000 Graustufen und sucht 400 000 Hektar Wald nach Brandherden ab."

Bis zu 20 Kilometer weit blicken die hochauflösenden Computersensoren. Die Gehäuse drehen sich um die eigene Achse und übertragen dabei alle zehn Grad schwarz-weiß Bilder in die Lüneburger Zentrale. "Sollte eine Kamera ein Rauchmerkmal erkannt haben, gibt sie ein Signal an die Zentrale in Lüneburg", erklärt Forstwirt Heiko Pökelmann. Er ist einer von fünf Kollegen, die in der Einführungsphase das Überwachungssystem im Blick haben. Die so genannten Operatoren, geschulte Mitarbeiter aus den umliegenden Forstämtern, analysieren in der Leitstelle die Bilder. Mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems, beispielsweise einer Waldbrandeinsatzkarte, lokalisieren sie Waldbrände und alarmieren im Ernstfall die Feuerwehr.

Dabei ist es unter den zahllosen Graustufen nicht immer einfach, die Rauchwolke eines Bodenbrandes von der Staubwolke, die ein Mähdrescher hinter sich her zieht, oder den Luftverwirbelungen durch den Propeller eines Windrades zu unterscheiden.

Als erstes Bundesland hatte Brandenburg 2006 eine flächendeckende Überwachung seiner Wälder begonnen. Das System in Niedersachsen ist eine modernere Variante.

"Die Hauptvorteile des kameragestützen Systems liegen in der ständigen Einsatzbereitschaft. Unsere Leute belegen bis zu drei Schichten in der Leitstelle. Zudem ist das Netz in Niedersachsen das erste, das rund um die Uhr arbeitet. Auch nachts können die Sensoren Brände erkennen."

Noch läuft das System nicht perfekt. Es gibt Probleme mit der Datenübertragung über den behördlichen Richtfunk. So bleibt das Auslaufmodell Feuerwachturm noch unverzichtbar.