Es war einst das teuerste Buch der Welt - und jetzt liegt ein Faksimile davon in der Kammer für historische Bände der Lüneburger Ratsbücherei: das Evangeliar Heinrichs des Löwen, entstanden Ende des zwölften Jahrhunderts, ersteigert Ende des 20. Jahrhunderts für 32,5 Millionen D-Mark.

Auf 226 Pergamentblättern und in 50 ganzseitigen Bildern stehen darin geschrieben die vier Evangelien des neuen Testaments. In Auftrag gegeben hatten das mit Gold und Silber verzierte Buch Heinrich der Löwe - Welfenherzog in Sachsen und Bayern und Zerstörer Bardowicks - und seine Frau Mathilde in der Benediktinerabtei Helmarshausen, dort entstand es irgendwann zwischen 1175 und 1188 - wann genau, darüber streiten die Gelehrten.

Gestiftet hat das Ehepaar den prunkvollen Band dem Braunschweiger Dom, der ab 1173 gebaut wurde und dessen Marienaltar 1188 geweiht wurde. Der Evangeliar gilt als Hauptwerk der Buchmalerei im zwölften Jahrhundert in Norddeutschland.

Über unbekannte Wege gelangte das wertvolle Werk 1983 in das Auktionshaus Sotheby`s in London - und wurde noch im selben Jahr für 32,5 Millionen D-Mark zurück nach Deutschland geholt: Eigentümer sind die Bundesrepublik, der Freistaat Bayern, das Land Niedersachsen und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Ein Faksimile hat die Sparkasse Lüneburg jetzt der Ratsbücherei als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Vorstandssekretär Carsten Junge: "Dort steht es jetzt Forschern zur Verfügung, die damit wissenschaftlich arbeiten wollen und ist viel besser aufgehoben als in einem Sparkassen-Tresor."