Wie oft ist die Rede vom “Kampf der Kulturen“. Dabei wird nicht selten übersehen, dass die unterschiedlichen Kulturen sich gegenseitig ergänzen oder gar den Blick öffnen können für die eigene Kultur.

Das gelang jetzt einem kleinen aufgeweckten Sieben- oder Achtjährigem, wohl afrikanischstämmigem Jungen, der mir mit seiner Mutter im Warteraum eines Arztes begegnete. Er holte sich die großen Legosteine aus der Spielecke und baute sein Fantasiehaus.

Dabei fiel ihm offenbar ein, dass er sich ja eigentlich beim Arzt befand. An seine Mutter geschmiegt brachte er seine Angst vor einer Spritze vor und fragte ganz nebenbei, ob er auch weinen dürfe. Seine Mutter beruhigte ihn und wies daraufhin, dass er doch schon groß sei. Kleinlaut fragte er zurück, ob er denn hätte weinen dürfen, wenn er noch kleiner gewesen wäre. Dann wandte er sich wieder seinem Spiel zu.

Unvermittelt erkundigte er sich plötzlich, ob das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Kirche sei. Als seine Mutter das bejahte, guckte er noch mal genauer hin und widersprach mit der Begründung, das könne keine Kirche sein, da fehle das "Pluszeichen" auf dem Turm.

Schlagartig interessierten wir übrigen Wartenden uns auch dafür und entdeckten das Kreuz ganz oben auf der Kirchturmspitze. Wir zeigten es dem Kleinen und seine Mutter erläuterte, in diesem Falle heiße es nicht "Pluszeichen", sondern "Kreuz". Ein schöner Fingerzeig für die christliche Kultur, sich doch öfter einmal als "Plus" für unser Leben zu erweisen.