In Lüneburg wurden vor allem Techniken zum besseren Verständnis dementer Menschen vermittelt.

Lüneburg. An Demenz leiden in Deutschland etwa 1,2 Millionen Menschen - die Tendenz ist steigend. Wurde bisher allzu oft nach der Devise "satt und sauber" gepflegt, haben erstmals in Niedersachsen 24 Frauen und ein Mann in Lüneburg einen Kursus zur Seniorenbegleitung abgeschlossen, der speziell zur Betreuung von Demenzkranken befähigt.

Die von der Ländlichen Erwachsenenbildung in Niedersachen e.V. (LEB) in Zusammenarbeit mit dem Kreisverband der Landfrauenvereine Lüneburg und dem Psychiatrischen Klinikum Lüneburg angebotene Maßnahme dient der Qualifizierung in der alltäglichen Unterstützung Demenzkranker. "Alltagsverwirrte Menschen benötigen praktisch ständig einen Ansprechpartner, der sich mit ihnen beschäftigt und sie bei alltäglichen Verrichtungen unterstützt", erklärt Petra Petzel-Hein, Referentin und Fachkrankenschwester der Gerontopsychiatrischen Ambulanz des Klinikums.

160 Stunden absolvierten die Kursteilnehmer, darunter 80 Praktikumsstunden in Alten- und Pflegeheimen, ambulanten Pflegestationen oder der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Die Zusatzausbildung ist in den Richtlinien nach Paragraf 87b im Sozialgesetzbuch festgelegt. Die Betreuer sollen nach dem Willen des Gesetzgebers eine Lücke in den Aufgabenfeldern von Fachkräften und ehrenamtlichen Mitarbeitern schließen.

"Wir haben Methoden und Techniken erlernt, mit denen wir die Gefühlswelt dementer Menschen verstehen können", berichtet eine der Teilnehmerinnen. Die Arbeit mit Alzheimer-Patienten, die immerhin 60 Prozent der Demenzkranken ausmacht, erfordert hohe Konzentration und sehr viel Wachsamkeit.

"Von den 24 Teilnehmern haben 14 eine feste Stelle, mehrheitlich in Heimen", resümiert Petra Petzel-Hein während der Abschlussveranstaltung in der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Froh, das Zertifikat in Händen zu halten, beginnt für viele Absolventen jetzt die Suche nach einem Arbeitgeber. Perspektiven gibt es in der Selbstständigkeit in Zusammenarbeit mit privaten Haushalten, Heimen, ambulanten Pflegestationen oder Wohlfahrtsverbänden. Obwohl Wolfgang Lührs, Bezirksleiter der LEB, im Vorwege den Bedarf an Betreuungskräften für Demenzkranke in der Hansestadt und dem Landkreis ermittelt hat - "der Bedarf liegt bei 30 bis 40 halben Stellen" - laufen die Gespräche mit Heimleitungen unerwartet zäh an.

Der Einladung von LEB und Landfrauen zu Gesprächen im Rahmen der Abschlussveranstaltung waren gerade drei Vertreterinnen von insgesamt 40 entsprechenden Heimen, Pflegediensten und ähnlichen Institutionen gefolgt. Das Treffen sollte den Absolventen die Möglichkeit zu Fragen und zur Kontaktaufnahme mit möglichen Arbeitgebern bieten. Schnell wurde aber klar, dass es momentan für die Lüneburger Betreuer schwierig sein wird, auf dem Markt der Seniorenbetreuung Fuß zu fassen.

"Viele Heime in Lüneburg haben noch keinen Bedarf angemeldet oder befinden sich in Verhandlung", weiß Petra Reinhard, Leiterin des Seniorenheims Vögelsen. Geld spielt dabei eine große Rolle. Die Krankenkassen gingen nach dem Motto "Weniger ist auch genug" in die Verhandlungen.

Zahlen zum Stundenlohn wollten die anwesenden Heimleiterinnen nicht nennen. Allein der Hinweis, ein großer Träger zahle drei Euro Brutto für einen Pflegehelfer mit Migrationshintergrund, sorgte für Ernüchterung. "Das ist Sklaverei", sagt LEB-Bezirksleiter Wolfgang Lührs empört.

Für Irmgard Noske, Leiterin des Christinenhofs in Lüneburg, steht ohnehin fest: "Über kurz oder lang wird die Heimaufsicht die Betreuung von Demenzkranken durch die speziellen Betreuungskräfte sicher einfordern."