Wie fühlt man sich in 18 Metern Höhe auf einem wackeligen Seil? Unser Abendblatt-Reporter hat es für Sie in Amelinghausen getestet.

Amelinghausen. "Verdammt, ist das hoch." Das ist alles was ich sage, als ich die höchste Plattform des Hochseilgartens erreiche. Es sind nur ein paar Bretter, an einen Baum genagelt, auf denen ich hier stehe. Unter mir: 18 Meter Luft. Ich blicke am Stamm hinunter und spüre, wie sich mein Magen meldet und sich halb umdreht. Natürlich bin ich gesichert, mit zwei Karabinerhaken an einem Stahlseil über mir. Das weiß ich. Aber mein Bauch weiß das nicht. Mein Bauch denkt nur: "Verdammt, ist das hoch!"

"Und jetzt gehst du rechts weiter", ruft der Trainer von unten. Ganz vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen und winde mich um den Stamm herum. Immer schön am Baum festhalten. Der Baum ist mein Freund heute. So sehr, dass meine Hände schon kleben vor lauter Harz. Ich stelle mir vor, was passieren würde, wenn ich das Gleichgewicht verlieren würde, und wenn ich nicht gesichert wäre. Nichts Gutes - soviel ist sicher. Ich hänge erst einen der Karabinerhaken vom einen Sicherungsstahlseil an das nächste, dann den anderen.

Also weiter, über die nächsten Hindernisse, zum nächsten Baum. Zwei Stahlseile sind parallel dazwischen gespannt. Daran hängen in kleinen Abständen dicke Seile, U-förmig, wie eine Schaukel - nur ohne Sitz. Ich setze meinen rechten Fuß in die Schlaufe und vertraue darauf, dass dieses komische Seil mich hält. Es hält. Aber es wackelt wie verrückt, ich schwinge hin und her. Jetzt nur noch irgendwie mit dem linken Fuß die nächste Schlaufe angeln. "Ich hab dich heute auch schon mal schneller gesehen", ruft mein Trainer vom Boden hoch. "Witzig, der Mann", denke ich. Aber dafür hat er Recht. Schneller war ich vor eineinhalb Stunden, als meine Beine und Nerven noch fit waren und die Hindernisse noch nicht so hoch über dem Boden hingen.

Ich klettere zum ersten Mal durch einen Hochseilgarten. Und es macht mir unglaublich Spaß, auch wenn es mich hin und wieder eine gute Portion Überwindung kostet. Es geht über Planken, Pfähle, Schwebebalken, Autoreifen und Drahtseile von Baum zu Baum - und ab und zu an einer Seilrolle mit etwa 30 km/h quer durchs Gelände. Es klingt zwar blöd, aber irgendwie fühle ich mich beim Klettern mit dem Wald verbunden, mitten in der Natur. Das liegt aber vielleicht auch einfach am Harz, das überall an mir klebt.

Wer im "maxwood parc" in Amelinghausen klettern will, muss nur ein paar Regeln beachten. Dann kann man einfach loskraxeln, natürlich immer unter Aufsicht der Trainer, die mitklettern oder vom Boden aus Tipps geben. Sie achten auch auf die Sicherheit. Wer zum Beispiel beide Karabinerhaken zugleich in den Händen hält und nicht gesichert ist, muss den Hochseilgarten sofort verlassen. Rausfliegen ist schließlich immer noch besser als runterfliegen.

Das ist nämlich schon einmal passiert, vor zwei Jahren. Ein 45 Jahre alter Mann hatte sich nicht gesichert und stürzte ab. "Zum Glück hat er sich nur ein Bein gebrochen", sagt Thorsten Schmidtke, der Geschäftsführer des Klettergartens. "Deswegen sind wir so konsequent mit unseren Sicherheitsregeln." Ansonsten sei die Unfallrate aber extrem gering. "Außer ein paar Schürfwunden passiert hier nicht viel", sagt der 42 Jahre alte Trainer aus Wendisch Evern. Ein gewisses Risiko sei natürlich da, "aber da ist es genauso gefährlich, Go-Kart zu fahren."

Jeder kommt im Hochseilgarten auf seine Kosten. Schmidtke: "Anfänger haben hier genauso viel Spaß wie erfahrene Kletterer." Das liegt an den verschiedenen Parcours, die man im Hochseilgarten in Amelinghausen durchhangeln und durchkraxeln kann. Vom Einführungsparcours in zwei Metern Höhe bis hin zu kippligen und gemeinen Hindernissen in 18 Metern Höhe ist alles dabei. Wirklich für jeden etwas?

"Wir hatten hier auch schon einen 80-Jährigen im Parcours. Und es gibt 6 Jahre alte Jungs, bei denen man sich fragt , wo haben die das bloß gelernt?'", erzählt Schmidtke. Das Klettern im Hochseilgarten sei keine Frage von Muskelkraft, sondern von Koordination. Und natürlich davon, wie man mit der Tiefe unter seinen Füßen zurechtkommt. Gerade da erleben die Trainer oft Überraschungen. "Wir hatten schon mal einen Feuerwehrmann, der zwischendurch abgeseilt werden musste", lacht Schmidtke.

Ich lächle und bin ein bisschen stolz. Heute war ich schwindelfreier als ein Feuerwehrmann.