Wer wissen will, was der Film des Sommers, ach was, der Film des Jahres werden könnte, der sollte sich Maren Ades “Alle Anderen“ ansehen. Übertrieben? Der jungen Regisseurin (Jahrgang 1976) gelingt es feinsinnig und mit scharfer Beobachtungsgabe, ein Stimmungsbild der sogenannten Kreativen um die 30 zu zeichnen.

Irgendwo sind sie beruflich an Land gespült, in prekären Jobs und einer zweifelhaften Freiheit angekommen. Gitti (Birgit Minichmayr), die burschikose und praktisch veranlagte PR-Beraterin, und Chris (Lars Eidinger), der zweifelnde und erfolglose Architekt, machen Urlaub im Ferienhaus seiner Eltern. So als würden sie das Erwachsensein erst mal nur auf Probe spielen, wirken sie zwischen den bunten Glasvögeln, die Chris' Mutter zur Deko sammelt, wie zwei Kinder. Das junge Paar trifft schließlich auf ein zweites Pärchen und das Unglück nimmt seinen Lauf. Bei Hans (Hans-Jochen Wagner) und Sana (Nicole Marischka) ist alles klar. Er ist erfolgreicher Architekt und ein ausgemachter Macho. Sie ist zierlich, puppig, himmelt ihren Mann an und erwartet außerdem ein Kind. Chris, der grüblerisch um sich selbst kreist, versucht sich in den Männlichkeitsgesten des erfolgreichen Hans - Gitti, die vorher traumwandlerisch sicher in ihrer Haut wirkte, spielt nun ebenfalls das weibliche Reh und kauft sich ein Kleid, das ihr nicht steht. "Alle Anderen" ist junges deutsches Kino, das an die großen französischen Filmemacher erinnert und seine Kunst in realitätsnahen Dialogen und hervorragenden Schauspielern beweist. Dafür gab es auf der Berlinale auch gleich zwei Bären. Zu sehen ist der Film in Hamburg im Abaton.

www.abaton.de