Die Euphorie ist der Überlebensangst gewichen. Mit den wertvollen Körnern können Bauern kaum noch etwas verdienen. Das war erst vor wenigen Jahren noch ganz anders.

Dehnsen. Den nächsten Zweig der Landwirtschaft hat der weltweite Preiseinbruch bei den Rohstoffen erwischt. Obwohl die Ernteaussicht gut ist, ächzen die Bauern unter dem Verfall der Preise für Getreide. Und das, nachdem vor wenigen Jahren noch Euphorie herrschte, die Preise kräftig angezogen hatten. Doch nun brodelt ein weiterer Krisenherd.

Nach den Ferkelzüchtern und den Milchbauern geht es für die Getreideproduzenten ans Eingemachte. Jens Wischmann, Kreislandwirt im Landkreis Lüneburg aus dem Amelinghausener Ortsteil Dehnsen, sagt: ,,Die Situation ist schwierig. Die Kollegen werden ein Minus einfahren. Die gute Qualität und die voraussichtlich große Menge an Getreide kann die Einbußen nicht ausgleichen. Zu tief sind die Preise im Keller." Die aktuelle Marktsituation werde den Strukturwandel, dem Wischmann zufolge immer drei bis vier Prozent der Betriebe zum Opfer fielen, noch verschärfen. ,,Es gibt nichts zu beschönigen", meint er. Sehr bescheiden sei die Lage, noch bescheidener als vor den Preisschüben vor ein paar Jahren.

Dabei sieht die Zwischenbilanz des Kreislandwirtes zur diesjährigen Getreideernte gar nicht so schlecht aus. Zurzeit seien die Wachstumsbedingungen gut und sollte das Wetter weiterhin ein Wechselspiel aus Sonne und Regen ohne Kälte- und Hitzewellen bleiben, deute sich eine gute Ernte bei Roggen, Weizen, Brau- und Wintergerste sowie Raps an.

,,Nachdem die Monate April und Mai zu trocken waren, wächst das Getreide im Landkreis Lüneburg jetzt gut. Die Wärme nach dem Regen der vergangenen Tage ist optimal", so Wischmann. Das treffe jedenfalls auf die Schläge zu, die die Landwirte während der Trockenperiode über die Beregnung bewässert hatten. ,,Dort sind die Erträge gesichert." Das sei allerdings mit hohen Kosten verbunden gewesen - ganz besonders beim Raps, dem Frühstarter auf den Äckern. ,,Weil er die längste Phase der Trockenheit durchmachen musste." Auch der Mais wachse und gedeihe nach einer Schwächeperiode während der Schafskälte Mitte Juni. ,,Jedenfalls dort, wo er gut angewachsen ist und es keine Frostschäden gab", schränkt der Kreislandwirt ein.

Das Wachstum bei einigen Getreidearten sei so gut, dass die ersten Erntearbeiten in wenigen Wochen beginnen, berichtet er: ,,Die Wintergerste ist schon weit. Ab Mitte Juli bis August läuft die Ernte." Gibt es keinen Wetterumschwung, werden im August Weizen und Raps geerntet.

Auch wenn die Landwirte kräftig beim Getreideanbau zusetzten, beim Weizen zurzeit weltweit ein Überangebot herrsche, so glaubt Wischmann doch an eine Zukunft mit vernünftigen Erträgen für die Bauern. ,,Wenn die Weltwirtschaftskrise vorüber ist, steigt der Getreidebedarf wieder - und das auf lange Sicht in den nächsten zehn bis 15 Jahren." Doch bis es so weit ist, bleibe es schwierig: ,,Weil die Entwicklung marktabhängig ist."