Ein wenig verzweifelt hörte sich der Mann an, dessen Gespräch ich unfreiwillig mithörte. Beim Einkaufen waren wir, als ich seine Worte zu Gehör bekam.

Er habe eines Morgens beim Frühstück gesessen und aus dem Fenster geschaut. Was er da sah? Nichts. Die ansonsten prächtig wachsende Rose schien wie vom Kahlschlag befallen. Ja, ganz oben thronte noch die weiße Blüte, aber die Blätterpracht darunter war verschwunden.

Sofort sei er von seinem Frühstücksei aufgesprungen, habe die Terrassentür aufgerissen, um nach diesem ehemaligen Prachtexemplar zu sehen. Blüten und Dornen unversehrt, das Blattwerk einem hungrigen Lebewesen zum Opfer gefallen. Wer könnte das gewesen sein? Schnecken, Käfer, Vögel? Selbst wenn er es gewusst hätte, so der Geschädigte, was hätte jetzt noch tun sollen? Schneckenkorn um den kahlen Stängel streuen? Anti-Käfer-Gift spritzen? Die tapfere Blüte in die Vase stecken?

Trost in dieser Entdeckung sei einzig sein Nachbar gewesen. Auch ihn hatte es getroffen, und er kannte weitere zwei in der Straße, die unter dem Einfall hungriger Lebewesen litten. Mal schmeckten die Rosen, dann die Margeriten und - selten zwar - auch die Geranien im Balkonkasten. Guten Appetit, ihr Tierchen, aber nächstes Mal sucht euch eine andere Straße. Da stehen herrliche Stauden, so richtig zum Anbeißen.