Luftballons im Kreuzgewölbe, jeder Platz besetzt und die Landesbischöfin auf der Kanzel: Vieles war anders als sonst bei diesem Gottesdienst am Sonntagmorgen in St. Nikolai. Es war der Festgottesdienst anlässlich des Geburtstags von Lüneburgs jüngster der drei historischen Innenstadt-Kirchen.

600 Jahre ist die Backstein-Basilika alt, und ebenso viele Menschen feierten gestern den Geburtstag ihres Gotteshauses, das für sie Heimat und Gemeinschaft bedeutet. So sagte die Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann in ihrer Predigt: Die Menschen damals hätten diese Kirche gebaut, um zu zeigen, wo sie glauben, und um zusammenzukommen: "Das Christentum ist von je her eine Gemeinschaftsreligion. Wir brauchen offene Kirchentüren und offene Kirchen, in die die Menschen kommen können."

Käßmann machte aufmerksam auf den "großen Enthusiasmus", den es zu Zeiten des Baus gegeben haben müsse: "Ich bin fasziniert, wie sehr die Menschen damals den Reichtum der Stadt nutzen wollten, um Gott zu ehren." Denn darum gehe es im Gottesdienst auch heute noch: Die Gläubigen bekommen nicht nur etwas, sondern geben auch: "Gott loben", sagte Käßmann, "das ist unser Amt." Den Glauben weiterzugeben, ist für Käßmann Aufgabe eines jeden: "Damit die Menschen wissen, wo sie Halt finden."

Im Anschluss an ihre Predigt zogen Kinder der Gemeinde mit dem Nikolaus vor den Altar. Nikolaus als Namensgeber der Kirche gilt als Schutzpatron der Seefahrer - und gleichzeitig der Kinder. Und so fährt jedes Jahr am 5. Dezember der Nikolaus von St. Nikolai die Ilmenau in einem Boot hinab und beschenkt Lüneburgs Mädchen und Jungen.

Zurzeit sammeln die Kleinen aus der Nikolaigemeinde Geld für ein Kinderhilfsprojekt. Gestern waren sie nicht zu schüchtern, Margot Käßmann dafür um einen Anteil ihres "Bischofsamts" zu bitten. Die versprach, es zu tun.

Die Kollekte des Festgottesdienstes fließt in die Anschaffung der neuen Kirchenglocke, die am 24. Juli gegossen wird. Sie soll Schifferglocke heißen und als Friedensglocke im Turm von St. Nikolai läuten. Von den nötigen 110 000 Euro sind bereits 52 000 Euro an Spenden eingegangen und weitere 40 000 Euro zugesagt.