Daniel Hoßbach baut seine Gefährte gern nach eigenen Bedürfnissen um.

Lüneburg. Für jede Gelegenheit hat Daniel Hoßbach ein Fahrrad - so wie manche Frauen Schuhe. Acht an der Zahl, "und es werden sicher noch mehr", sagt der Diplom-Sozialpädagoge in Elternzeit.

Zu seiner Sammlung sei es wie von selbst gekommen: "Als ich für das Studium vor acht Jahren aus Hessen nach Lüneburg gezogen bin, war mir mein Mountainbike zu wertvoll für alltägliche Fahrten. Also legte ich mir ein Stadtrad zu." Bald folgte ein weiteres - für Gäste, die ihn besuchen. Und das exotischste Rad, aus Indien, hat ihm die vorherige Besitzerin geschenkt, weil sie es nicht in ihre neue Wohnung mitnehmen mochte.

Jedes habe natürlich etwas Besonderes, doch nicht alle sind verkehrssicher. "Das macht aber nichts", sagt der 27-Jährige, denn: Drei seiner Fahrräder hat er als reine Sportgeräte, und seine Lieblinge sind in der Wohnung, die sie fast nie verlassen. Im Schlafzimmer etwa steht sein Schmuckstück aus Indien, "fast dreißig Kilo schwer", schätzt Hoßbach. Kein Wunder: Neben dekorativem Schnickschnack hat das Rad einen Rückspiegel, einen dicken Stahlständer, eine zweite Herrenstange, an der ein Wimpel hängt, sowie eine Bremsmechanik, die mit Metallstangen arbeitet. Nicht zu vergessen: Das Horn am Lenker, das mit einer Luftpumpe zu betätigen ist.

Details und "nicht-serienmäßige" Teile schmücken auch die anderen Räder des Lüneburgers. Weil Hoßbach selbst Hand anlegt, wird jedes zum Unikat: "Den zwei DDR-Damenrädern habe ich Mountainbike-Reifen aufgezogen." Die Fertigkeit hat er aus seiner Arbeit in der Fahrrad-Werkstatt "KonRad". Dort hatte er auch die Besitzerin des indischen Rads kennengelernt.

An seinem Rennrad ist eine Anhängerkupplung. "Da kann ich längere Touren mit meiner Tochter Pauline machen." Wenn Pauline ihren Vater auf kurzen Strecken begleitet, nimmt sie im Kindersitz auf dem vollkommen unschnörkeligen und rundum verkehrssicheren Herrenhollandrad Platz.

Durch Minimalismus besticht Hoßbachs Stadtrad: Gerade mal ein Rahmen, ein Lenker und zwei Räder. "Ein Polizist hat mir mal zusammengerechnet, was ich für jedes fehlende Teil bezahlen müsste. Das wären ungefähr 150 Euro", sagt der Sammler. "Alle meine Räder sind fahrtüchtig, und jedes erfüllt einen speziellen Zweck: ob es Sport ist oder die kurze Fahrt zum Supermarkt mit und ohne Pauline." Vor allem müsse jedes bequem sein. "Und mein Stadtrad ist superbequem!" Den Sattel hat er erst vor kurzem "neu angebracht", sagt er und lacht - der Sattel scheint älter als sein Besitzer zu sein. Er ist verschlissen, in der Mitte des Leders klafft ein Riss.

Das BMX fährt er nicht mehr. "Das bewahre ich auf für meine Kinder - für später." Ob die einjährige Pauline es aber jemals nutzen wird, ist offen.

Pauline ist auch der Grund, warum sein professionelles "Downhill-Mountainbike" die meiste Zeit im Wohnzimmer steht, statt den Berg hinunter zu rasen: "Einen Beinbruch oder so kann ich mir nicht leisten, ich will ja für meine Tochter da sein." Bis sie anfängt, Rad zu fahren, dauert es vielleicht nicht mehr lange. "Ich hoffe, sie kann es in zwei Jahren." Ihr Halbbruder Lewin legt gerade seine ersten Meter mit Pedalen zurück.